FLAMMENDER HIMMEL

Während Eragon beobachtete, wie Dorn und Murtagh in den nördlichen Himmel aufstiegen, hörte er Narheim »Barzûl« flüstern und Murtagh für den Mord an König Hrothgar verfluchen.
Arya wirbelte herum. »Nasuada, Euer Majestät...« Ihre Augen flogen zu Orrin. »Ihr müsst die Soldaten aufhalten, bevor sie das Lager erreichen. Ihr dürft nicht zulassen, dass sie unser Bollwerk angreifen. Sollten sie so weit kommen, werden sie wie eine Sturmflut über uns hinwegspülen und ein nie dagewesenes Blutbad anrichten, denn zwischen den Zelten können wir uns nicht verteidigen.«
»Nie dagewesenes Blutbad?«, höhnte Orrin. »Habt Ihr so wenig Vertrauen in unsere Fähigkeiten, Botschafterin? Menschen und Zwerge mögen in der Kampfkunst nicht so begnadet sein wie Elfen, aber wir werden kaum Schwierigkeiten mit diesem armseligen Haufen haben, das versichere ich Euch.«
Aryas Miene versteinerte. »Eure Tapferkeit ist ohnegleichen, Majestät. Daran hege ich keinen Zweifel. Aber hört: Das Ganze ist eine Falle. Die beiden dort«, sie deutete mit einer schwungvollen Geste auf Dorn und Murtagh, »sind gekommen, um Eragon und Saphira gefangen zu nehmen und nach Urû’baen zu verschleppen. Galbatorix hätte niemals so wenige Soldaten entsendet, wenn er nicht sicher wäre, dass sie die Varden so lange beschäftigen können, bis Murtagh Eragon überwältigt hat. Galbatorix muss diese Männer mit Zaubern belegt haben, die ihnen bei ihrer Mission helfen. Um welche Magie es sich dabei handelt, kann ich nicht sagen, aber eines weiß ich genau: Die Soldaten sind gefährlicher, als sie scheinen, und wir müssen verhindern, dass sie ins Lager eindringen.«
Eragon hatte sich von seinem anfänglichen Schock erholt. »Ihr solltet nicht zulassen, dass Dorn über uns hinwegfliegt. Er könnte schon bei einem einzigen Überflug die Hälfte der Zelte in Brand setzen.«
Nasuada faltete die Hände über dem Sattelknauf, und es schien, als bemerke sie den feindlichen Drachenreiter und die Soldaten gar nicht, die jetzt weniger als eine Meile entfernt waren. »Aber warum haben sie das Überraschungsmoment nicht genutzt und uns sofort angegriffen?«, wollte sie wissen. »Warum haben sie uns auf sich aufmerksam gemacht?«
Narheim beantwortete ihre Frage. »Weil sie nicht wollen, dass Eragon und Saphira in die Bodenkämpfe verwickelt werden. Wenn ich mich nicht irre, sieht ihr Plan vor, dass die beiden sich Dorn und Murtagh in der Luft stellen, während die Soldaten unsere Stellungen angreifen.«
»Ist es dann klug, ihnen den Gefallen zu tun und Eragon und Saphira sehenden Auges in die Falle tappen zu lassen?« Nasuada hob eine Braue.
»Ja«, erklärte Arya nachdrücklich, »denn wir haben einen Vorteil, von dem sie nichts wissen.« Sie deutete auf Bloëdhgarm. »Diesmal wird der Schattentöter Murtagh nicht allein gegenübertreten. Die geballte Macht von dreizehn Elfen wird ihn unterstützen. Das erwartet der Handlanger des Tyrannen nicht. Haltet die Soldaten auf, bevor sie unsere Stellungen erreichen, dann habt ihr einen Teil von Galbatorix’ Plan durchkreuzt. Schickt Eragon und Saphira zum Himmel empor, während die fähigsten Magier meines Volkes die beiden stärken, dann werdet ihr auch den Rest von Galbatorix’ Vorhaben vereiteln.«
»Das klingt überzeugend«, erwiderte die Anführerin der Varden. »Aber die Soldaten sind schon zu dicht herangekommen, um sie noch mit Fußsoldaten vor dem Lager abfangen zu können. Orrin...«
Noch bevor sie den Satz beenden konnte, hatte der König bereits sein Pferd herumgerissen und galoppierte zum Nordtor. Ein Reiter aus seinem Tross gab das Hornsignal, das Orrins Kavallerie zum Angriff rief.
»König Orrin wird Hilfe benötigen«, sagte Nasuada zu Garzhvog. »Lass deine Gehörnten mit ihm in die Schlacht ziehen.«
»Nachtjägerin.« Garzhvog warf den Kopf zurück und stieß ein dröhnendes Gebrüll aus, das Eragon einen Schauder über den Rücken laufen ließ. Garzhvogs Kiefer schnappten zu und der Schrei brach ab. »Meine Männer kommen«, knurrte er und stapfte dröhnenden Schrittes zum Tor, wo sich König Orrin und seine Reiter versammelten.
Vier Varden zogen die Tore auf. König Orrin hob sein Schwert, stieß einen Schrei aus und galoppierte an der Spitze seiner Kavallerie auf die Soldaten in ihren golddurchwirkten Wämsern zu. Die Pferdehufe wirbelten eine riesige gelbe Staubwolke auf, die die Keilformation vor den Blicken des Feindes verbarg.
»Jörmundur«, sagte Nasuada.
»Ja, Herrin?«
»Schick ihnen zweihundert Schwertkämpfer und hundert Speerträger hinterher. Außerdem sollen fünfzig Bogenschützen siebzig bis achtzig Schritt vom Schlachtfeld entfernt Stellung beziehen. Ich will, dass diese Soldaten zermalmt werden, Jörmundur, ausgelöscht, in Grund und Boden gestampft. Mach unseren Männer klar, dass sie keine Gnade kennen dürfen noch erwarten können.«
Jörmundur verbeugte sich.
»Und sag ihnen auch, dass ich im Geiste bei ihnen bin, auch wenn ich sie wegen meiner Verletzungen nicht selbst in den Kampf führen kann.«
»Herrin.«
Während Jörmundur davoneilte, trieb Narheim sein Pony dichter an Nasuadas Streitross heran. »Was ist mit meinen Leuten, Nachtjägerin? Welche Rolle sollen wir spielen?«
Die Anführerin starrte auf die dichte, alles verschluckende Staubwolke, die über dem freien Feld schwebte. »Ihr helft bei der Bewachung des Lagers. Sollten die Soldaten irgendwie durchkommen...« Sie war gezwungen zu warten, bis vierhundert Urgals - seit der Schlacht auf den Brennenden Steppen war ihre Zahl stark angewachsen - an ihr vorbei, durch das Tor, aufs Schlachtfeld hinausgestampft waren, wobei sie wilde Kampfschreie ausstießen. Als sie in der Staubwolke verschwanden, fuhr Nasuada fort: »Sollten die Soldaten durchbrechen, sind eure Streitäxte in unserer Phalanx höchst willkommen.«
Der Wind trug die Schreie sterbender Menschen und Pferde herüber, das Schaben von Metall auf Metall, das Klirren der Schwerter und die dumpfen Schläge von Speeren, die auf Schilde trafen. Doch durch all das Getöse hörten sie ein schreckliches Gelächter, das aus unzähligen Kehlen drang und gar nicht mehr verklingen wollte. Das Gelächter von Wahnsinnigen, dachte Eragon.
Narheim schlug mit der Faust gegen seine Hüfte. »Bei Morgothal, wir werden nicht untätig herumstehen, wenn es eine Schlacht zu schlagen gibt! Lasst uns mitkämpfen, Nasuada. Wir hacken für Euch ein paar Köpfe von feindlichen Hälsen!«
»Nein!«, rief die Anführerin der Varden. »Nein, nein und nochmals nein! Ich habe dir einen Befehl gegeben und erwarte, dass du ihn befolgst. Dieser Kampf wird von Reitern, Menschen und Urgals ausgefochten, vielleicht noch von Drachen. Das da unten ist kein Ort für Zwerge. Ihr würdet wie Kinder niedergetrampelt werden.« Als Narheim wütend fluchte, hob sie beschwichtigend die Hand. »Ihr seid Furcht einflößende Krieger. Niemand weiß das besser als ich, die an eurer Seite in Farthen Dûr gekämpft hat. Aber um es ohne Umschweife zu sagen, nach unseren Maßstäben seid ihr nun mal klein. Ich möchte das Leben deiner Krieger nicht in einer Schlacht aufs Spiel setzen, in der eure Kleinwüchsigkeit möglicherweise euer Untergang wäre. Es ist besser, wenn ihr hier oben wartet, wo ihr alle überragt, die versuchen, diesen Schutzwall zu erklimmen. Falls es jemandem gelingt, bis zu uns durchzudringen, ist er ein mächtiger Gegner, und dann will ich, dass er auf euch trifft. Denn man könnte genauso gut versuchen, einen Berg zu versetzen, wie einen Zwerg zu besiegen.«
Nicht gänzlich besänftigt, brummte Narheim eine mürrische Antwort, die Nasuada jedoch nicht verstand, da in diesem Moment die Varden durch das offene Tor des Walls hinausstürmten. Der Lärm der trampelnden Füße und das Klirren der Waffen wurde schwächer, als die Männer sich vom Lager entfernten. Der Wind dagegen frischte auf und wehte erneut das irre Gelächter vom Schlachtfeld zu ihnen herüber.
Kurz darauf überwand ein geistiger Aufschrei von ungeheurer Wucht Eragons Schutzwall, fegte durch sein Bewusstsein und erfüllte ihn mit Qual.Ah, nein, hilf mir!, hörte er einen Mann brüllen. Sie sterben nicht! Angvard soll sie holen, sie wollen einfach nicht sterben! Dann riss die Verbindung zwischen ihnen schlagartig ab, und Eragon schluckte schwer, als ihm klar wurde, dass der Mann getötet worden war.
Nasuada rutschte unbehaglich in ihrem Sattel herum. Ihre Miene war angespannt. »Wer war das?«
»Du hast ihn auch gehört?«
»Es scheint, wir alle«, meinte Arya.
»Ich glaube, es war Bärden, einer der Magier, die mit König Orrin reiten, aber...«
»Eragon!«
Dorn hatte sich immer höher in den Himmel geschraubt, während König Orrin und seine Kavallerie sich auf die Soldaten stürzten. Jetzt verharrte der Drache auf halber Strecke zwischen den Angreifern und dem Lager reglos am Himmel. Murtaghs durch Magie verstärkte Stimme schallte über die Ebene: »Eragon! Ich sehe dich, wie du dich dort unter Nasuadas Rock versteckst. Kämpfe gegen mich. Das ist deine Bestimmung! Oder bist du zu feige, Schattentöter
Saphira antwortete statt Eragon. Sie hob den Kopf und stieß ein Gebrüll aus, das noch lauter war als Murtaghs donnernder Ruf. Dann spie sie einen baumlangen, blau glühenden Feuerstrahl. Die Pferde neben ihr, auch Nasuadas Donnerkeil, scheuten und gingen durch, sodass Saphira und Eragon plötzlich allein mit den Elfen auf dem Wall standen.
Arya trat zu Saphira, legte Eragon eine Hand aufs Bein und schaute aus ihren schräg stehenden grünen Augen zu ihm auf. »Nimm dies von mir, Shur’tugal«, sagte sie. Er spürte, wie eine Energiewelle ihn durchströmte.
»Eka elrun ono«, murmelte er.
»Sei vorsichtig, Eragon«, erwiderte Arya, ebenfalls in der alten Sprache. »Ich möchte nicht, dass du von Murtagh besiegt wirst. Ich...« Es schien, als wollte sie noch mehr sagen, doch sie zögerte, nahm die Hand von seinem Bein und stellte sich wieder neben Bloëdhgarm.
»Fliege gut, Bjartskular!«, riefen die Elfen, als Saphira sich vom Boden abstieß und in die Luft schnellte.
Während Saphira auf Dorn zuflog, ließ Eragon seinen Geist mit ihrem verschmelzen und verband sich dann mit Arya, die als Vermittlerin zwischen ihm und den Elfenmagiern fungierte. So konnte Eragon sich auf die Gedanken von Arya und Saphira konzentrieren, die ihm so vertraut waren, dass sie ihn während des Kampfes nicht ablenken würden.
Er packte den Schild fest und zückte das Krummschwert, das er hoch erhoben hielt, damit die Klinge nicht versehentlich Saphiras auf- und abschwingende Flügel, den Hals oder ihre Schultern traf, die ebenfalls ständig in Bewegung waren. Zum Glück habe ich die Klinge letzte Nacht noch mit Magie verstärkt, teilte er Saphira und Arya mit.
Hoffen wir, dass der Zauber hält, erwiderte der Drache.
Vergiss nicht, dich möglichst nicht zu weit von uns zu entfernen, ermahnte ihn Arya. Sonst wird es schwerer, die Verbindung aufrechtzuerhalten.
Dorn machte keine Anstalten, Saphira anzugreifen, während sie auf ihn zuflog. Stattdessen drehte er ab und ließ sie auf seine Höhe aufsteigen. Dann umkreisten die Drachen sich im Abstand von knapp fünfzig Yards. Sie schlugen mit den zackenbesetzten Schwanzspitzen und zogen drohend die Lefzen hoch.
Dorn ist größer, sagte Saphira. Unsere letzte Begegnung liegt kaum zwei Wochen zurück und seitdem ist er bestimmt vier Fuß gewachsen, wenn nicht mehr.
Sie hatte recht. Dorn war vom Kopf bis zur Schwanzspitze länger und seine Brust breiter als bei ihrem Kampf über den Brennenden Steppen. Er war kaum älter als ein Drachenjunges, aber schon fast so groß wie Saphira.
Widerwillig ließ Eragon den Blick vom Drachen zu seinem Reiter wandern.
Murtagh war barhäuptig und sein langes schwarzes Haar wehte hinter seinem Kopf wie eine glänzende Mähne. Seine Züge waren hart, härter als Eragon es jemals gesehen hatte, und ihm wurde klar, dass Murtagh diesmal keine Gnade walten lassen würde. Seine Stimme dröhnte nicht mehr über das ganze Land, war aber immer noch unnatürlich laut: »Du und Saphira habt uns großes Leid zugefügt, Eragon. Galbatorix war außer sich vor Wut, weil wir euch entkommen ließen. Nachdem ihr auch noch die Ra’zac getötet hattet, erschlug er erst in seiner Raserei fünf Diener und ließ dann seinen Zorn an Dorn und mir aus. Euretwegen haben wir schreckliche Qualen durchlitten. Das werden wir nicht noch einmal.« Murtagh hob den Arm, als wollte er Dorn vorpreschen lassen und selbst einen magischen Angriff starten.
»Warte!«, rief Eragon. »Ich weiß, wie ihr euch von dem Schwur, der euch an Galbatorix kettet, befreien könnt!«
Über Murtaghs finsteres Gesicht huschte ein Ausdruck verzweifelter Hoffnung. Er senkte Zar’roc ein wenig. Doch dann verfinsterte sich sein Blick und er spuckte aus. »Ich glaube dir nicht! Das ist unmöglich!«
»Es ist möglich! Lass es mich dir erklären!«
Murtagh schien mit sich zu ringen, und Eragon fürchtete schon, er würde ihn nicht anhören. Dorn schwang den mächtigen Kopf zu seinem Reiter herum. Die beiden tauschten sich aus. »Verflucht sollst du sein, Eragon!«, knurrte Murtagh und legte sein Schwert quer über den Sattel. »Verflucht sollst du sein, dass du uns damit köderst! Wir hatten uns bereits mit unserem Los abgefunden, aber jetzt quälst du uns mit dem Gespenst einer Hoffnung, die wir längst aufgegeben hatten. Sollte diese Hoffnung trügerisch sein, Bruder, dann schwöre ich, ich werde dir die rechte Hand abschlagen, bevor wir dich zu Galbatorix bringen... Denn die brauchst du nicht für das, was dich in Urû’baen erwartet.«
Eragon wollte ebenfalls eine Drohung ausstoßen, aber er unterdrückte den Impuls und ließ das Krummschwert sinken. »Galbatorix hat es dir bestimmt nicht erzählt, aber als ich bei den Elfen war...«
Eragon!, rief Arya. Verrate ihm nichts über uns!
»...habe ich erfahren, dass wenn sich das Wesen eines Menschen oder Drachen wandelt, sich auch sein wahrer Name in der alten Sprache wandelt. Wer du bist, ist nicht für alle Zeiten in Stein gemeißelt, Murtagh! Wenn du und Dorn euch im Innersten eures Herzens ändert, sind eure Treuegelöbnisse nicht mehr bindend und Galbatorix verliert seine Macht über euch!«
Der rote Drache glitt näher an Saphira heran. »Warum hast du das nicht bei unserer letzten Begegnung erwähnt?«, fragte Murtagh.
»Da war ich zu durcheinander.«
Dorn und Saphira trennten jetzt noch etwa fünfzehn Yards. Der rote Drache fletschte nicht mehr die Zähne, sondern kräuselte nur warnend die Oberlippe. In seinen funkelnden roten Augen schimmerte eine tiefe Traurigkeit. Als würde er sich von Saphira oder Eragon eine Antwort darauf erhoffen, warum er das Licht der Welt erblickt hatte, nur um von Galbatorix versklavt und für dessen finstere Absichten missbraucht zu werden. Dorn zog die Nase kraus, während er Saphiras Geruch einsog. Sie schnupperte ebenfalls und schob die Zunge vor, um von seinem Duft zu kosten. Eragon und Saphira bekamen Mitleid mit dem jungen Drachen. Sie wünschten, sie könnten direkt zu ihm sprechen, aber sie wagten es nicht, ihm ihren Geist zu öffnen.
Aus dieser kurzen Distanz konnte Eragon Murtaghs gespannte Halsmuskeln und die pulsierende Ader auf seiner Stirn erkennen.
»Ich bin nicht böse!«, stieß Murtagh hervor. »Ich habe das Beste aus mir gemacht, was angesichts der widrigen Umstände möglich war. Ich bezweifle, dass du so wenig Schaden genommen hättest, wenn unsere Mutter mich in Carvahall versteckt und dich in Urû’baen zurückgelassen hätte.«
»Vielleicht.«
Murtagh schlug sich mit der Faust auf den Brustpanzer. »Genau! Und wie soll ich dann deinen Rat befolgen? Wenn ich schon ein guter Mensch bin, wenn ich mich so tapfer geschlagen habe, wie man es nur von mir erwarten konnte, wie soll ich mich dann noch ändern? Indem ich schlechter werde, als ich wirklich bin? Muss ich mich Galbatorix’ Finsternis erst ganz hingeben, um mich anschließend davon befreien zu können? Das klingt mir nach keiner vernünftigen Lösung! Wenn ich meine Persönlichkeit in dieser Art veränderte, würde dir das Ergebnis sicher nicht gefallen. Du würdest mich ebenso inbrünstig verfluchen, wie du im Moment Galbatorix verfluchst!«
»Das mag sein«, erwiderte Eragon frustriert, »aber du musst weder besser noch schlechter werden, als du bist, nur anders. Es gibt viele grundverschiedene Menschen auf der Welt und zahllose Möglichkeiten, sich ehrenhaft zu verhalten. Denk an jemanden, den du bewunderst, der aber einen anderen Lebensweg eingeschlagen hat als du, und richte dein Handeln danach aus. Es kann eine Weile dauern, aber wenn der Wandel groß genug ist, kannst du Galbatorix’ Fängen entkommen und das Imperium verlassen. Dann könntest du dich mit Dorn den Varden anschließen und tun, was dir beliebt.«
Was ist mit deinem Schwur, Hrothgars Tod zu rächen?, warf Saphira ein.
Eragon ignorierte sie.
Murtagh lachte höhnisch. »Du verlangst also von mir, jemand zu sein, der ich nicht bin. Wenn Dorn und ich uns retten wollen, müssen wir unsere derzeitigen Charaktere zerstören. Dein Heilmittel ist schlimmer als unser Leid!«
»Ich fordere dich nur auf zuzulassen, innerlich zu wachsen, dich zu etwas anderem zu entwickeln, als du heute bist. Ich weiß, es ist schwierig, aber die Menschen entwickeln sich ständig weiter. Überwinde zum Beispiel den Zorn, der in dir schwelt, und du kannst Galbatorix ein für alle Mal den Rücken kehren.«
»Ich soll meinen Zorn überwinden?« Murtagh lachte. »Das werde ich, wenn du deinen Zorn darüber vergisst, dass das Imperium deinen Onkel ermordet und euern Hof dem Erdboden gleichgemacht hat. Unser Zorn macht uns aus, Eragon. Ohne ihn wären du und ich nur ein Festschmaus für die Maden! Trotzdem...« Murtagh senkte die Lider und tippte auf Zar’rocs Parierstange. Die Muskeln an seinem Hals entspannten sich, aber die Ader auf seiner Stirn pochte weiter. »Der Gedanke ist verlockend, das gebe ich zu. Vielleicht können wir gemeinsam daran arbeiten, wenn wir in Urû’baen sind. Vorausgesetzt, der König erlaubt, dass wir uns sehen. Natürlich könnte er uns auch für immer voneinander trennen. Ich an seiner Stelle würde es tun.«
Eragon packte sein Schwert fester. »Du scheinst davon auszugehen, dass wir dich in die Hauptstadt begleiten.«
»Aber ja, das wirst du, Bruder.« Murtagh grinste schief. »Selbst wenn wir es wollten, könnten Dorn und ich uns nicht auf der Stelle ändern. Solange dies nicht geschieht, stehen wir unter Galbatorix’ Bann, und er hat uns unmissverständlich befohlen, euch zu ihm zu bringen. Keiner von uns beiden ist bereit, noch einmal bei ihm in Ungnade zu fallen. Wir haben dich schon das letzte Mal besiegt. Es dürfte nicht schwer sein, es wieder zu tun.«
Eine Flamme züngelte aus Saphiras Maul, und Eragon musste sich zusammenreißen, um nicht ähnlich zornig zu reagieren. Wenn er jetzt die Beherrschung verlor, wäre ein Blutvergießen unvermeidlich. »Bitte, Murtagh, Dorn, wollt ihr nicht wenigstens versuchen, meinen Vorschlag umzusetzen? Verspürt ihr denn kein Verlangen, euch gegen Galbatorix zur Wehr zu setzen? Ihr werdet eure Ketten niemals sprengen, wenn ihr nicht bereit seid, ihm zu trotzen!«
»Du unterschätzt Galbatorix, Eragon«, knurrte Murtagh. »Er erschafft sich seit über hundert Jahren Namenssklaven und unser Vater war der erste. Glaubst du, Galbatorix ist entgangen, dass der wahre Name eines Menschen sich im Laufe seines Lebens wandelt? Er hat gewiss Vorsichtsmaßnahmen für diesen Fall ergriffen. Selbst wenn sich mein wahrer Name genau in diesem Moment ändern sollte - oder Dorns -, würde das vermutlich einen Zauber auslösen, der Galbatorix warnt und uns zwingt, auf der Stelle nach Urû’baen zurückzukehren, damit er uns erneut an sich binden kann.«
»Aber nur wenn er eure neuen Namen herausfände.«
»Er ist ein Meister dieser Praxis.« Murtagh hob sein Schwert. »Wir werden später auf deinen Vorschlag zurückkommen, aber erst nach sorgfältiger Prüfung und Vorbereitung. Dorn und ich werden unsere Freiheit nicht zurückgewinnen, nur damit Galbatorix sie uns sofort wieder entreißt.« Zar’rocs rote Klinge blitzte hell auf. »Deshalb bleibt uns keine andere Wahl, als euch nach Urû’baen zu bringen. Begleitet ihr uns freiwillig?«
Eragon konnte sich nicht länger beherrschen. »Eher würde ich mir das Herz herausreißen.«
»Du solltest besser meine Herzen herausreißen!«, gab Murtagh zurück, stieß Zar’roc in die Luft und ließ einen wilden Schlachtruf folgen.
Dorn brüllte ebenfalls und stieg mit zwei schnellen Flügelschlägen in die Höhe. Dabei kam er so nahe, dass sein Kopf sich plötzlich über Saphiras Hals befand, bereit, sie mit einem einzigen Biss außer Gefecht zu setzen.
Saphira gab ihm keine Gelegenheit dazu. Sie schoss nach unten, legte den rechten Flügel an und drehte sich blitzartig um die eigene Achse, sodass ihr Schwanz Dorns linken Flügel traf und ihn an fünf Stellen brach. Die scharfen Knochensplitter bohrten sich ihm in die Haut und blieben zwischen den blitzenden Schuppen stecken. Dampfende Drachenbluttropfen regneten auf Saphira und Eragon herab. Einer der Tropfen landete auf Eragons Kettenhaube und lief ihm in den Nacken. Es brannte wie heißes Öl. Er langte nach seinem Hals und versuchte, das Blut wegzuwischen.
Dorns Gebrüll schlug in ein schmerzerfülltes Wimmern um, als er sich nicht mehr in der Luft halten konnte und an Saphira vorbei in die Tiefe trudelte.
Gut gemacht!, rief Eragon Saphira zu, die sich wieder aufgerichtet hatte.
Dann sah er, wie Murtagh einen kleinen runden Gegenstand aus dem Gürtel zog und ihn auf Dorns Schulter presste. Es war keine Magie zu spüren, aber der Gegenstand in seiner Hand flammte auf und die gebrochenen Knochen in Dorns Flügel rückten an ihren Platz zurück und verheilten, die zerrissenen Muskeln und Sehnen fügten sich zusammen und schließlich glätteten sich auch die Wunden auf Dorns zerfetzter Haut.
Wie hat er das gemacht?, rief Eragon.
Er muss den Gegenstand vorher mit einem Heilzauber versehen haben, erklärte Arya.
An so etwas hätten wir auch denken sollen.
Nachdem seine Wunden geheilt waren, fing Dorn seinen Fall ab, wendete und kam mit wachsender Geschwindigkeit auf Saphira zugeflogen. Er stieß einen langen dunkelroten Feuerstrahl aus. Saphira tauchte darunter hinweg und stürzte sich auf den gegnerischen Drachen. Sie schnappte nach seinem Hals, den Dorn jedoch blitzschnell zurückzog, dann kratzte sie ihm mit den Klauen über die Schultern und den Brustkorb und versetzte ihm mit den Flügeln einen mächtigen Schlag. Der Rand ihrer rechten Schwinge traf Murtagh, der halb aus dem Sattel rutschte. Doch er fing sich wieder und schlug seinerseits nach Saphira. Seine Klinge fügte ihr einen fast armlangen Schnitt in der Flügelhaut zu.
Fauchend trat sie mit den Hinterbeinen nach dem roten Drachen, spie einen Feuerstrahl, der sich jedoch teilte und an Dorns Flanken vorbeischoss, ohne irgendeinen Schaden anzurichten.
Durch seine Verbindung mit Saphira spürte Eragon den pochenden Schmerz ihrer Wunde und starrte auf den blutigen Riss. Seine Gedanken überschlugen sich. Bei keinem anderen Magier hätte Eragon es gewagt, mitten im Kampf einen Zauber zu wirken, da sein Gegner sich in Lebensgefahr geglaubt und zu einem verzweifelten magischen Gegenschlag von ungeheurer Wucht ausgeholt hätte.
Mit Murtagh hingegen verhielt es sich anders. Eragon wusste, dass Galbatorix seinem Handlanger befohlen hatte, ihn und Saphira zu fangen, nicht zu töten. Ganz gleich, was ich tue, dachte er, er wird nicht versuchen, mich umzubringen. Also war es ungefährlich, Saphira zu heilen. Und da erst wurde ihm klar, dass er im Ringen gegen Murtagh auf das gesamte Arsenal seiner Zaubersprüche zurückgreifen konnte, weil sein Feind nicht mit tödlicher Macht zurückschlagen würde. Allerdings fragte er sich, warum Murtagh einen magischen Gegenstand benutzt hatte, um Dorns Wunden zu heilen, statt es selbst zu tun.
Vielleicht will er seine Energie aufsparen, vermutete Saphira. Oder er will vermeiden, dir Angst zu machen. Es würde Galbatorix sicher nicht erfreuen, wenn Murtagh dich in Panik versetzt und du daraufhin Murtagh, Dorn oder gar dich selbst umbringst. Vergiss nicht, das Ziel des Königs ist es, uns alle vier unter seine Herrschaft zu zwingen. Tot würden wir ihm nichts nützen.
Das muss der Grund sein, stimmte Eragon ihr zu.
Als er sich anschickte, Saphiras Flügel zu heilen, meldete sich Arya: Warte, tu das nicht!
Was? Warum nicht? Spürst du nicht Saphiras Schmerz?
Lass meine Brüder und mich sie heilen. Das wird Murtagh verwirren und deine Energiereserven schonen.
Bist du nicht zu weit weg, um Saphira zu heilen?
Nicht wenn wir dreizehn mit vereinten Kräften vorgehen. Und... Eragon? Wir raten dir, Murtagh nicht mit Magie zu bekämpfen, es sei denn, er selbst attackiert dich auf diese Weise. Er könnte stärker sein als du, selbst wenn wir dich mit all unserer Energie unterstützen. Wir wissen es einfach nicht. Messe dich nur mit ihm, wenn du keinen anderen Ausweg siehst.
Und wenn ich nicht gegen ihn bestehen kann?
Dann fällt ganz Alagaësia an Galbatorix.
Eragon nahm wahr, wie Arya sich konzentrierte. Im nächsten Moment hörte der Schnitt in Saphiras Flügel auf zu bluten, und die zerfetzten Enden der zarten himmelblauen Haut fügten sich zusammen, ohne dass eine Narbe zurückblieb. Saphiras Erleichterung war deutlich zu spüren. Pass bitte besser auf, wenn du kannst, Bjartskular, sagte Arya. Sie klang etwas erschöpft. Dich zu heilen, war nicht leicht.
Nach Saphiras Tritt war Dorn ins Schlingern geraten und hatte an Höhe verloren. Der Drache hatte wohl angenommen, dass Saphira ihn weiter in die Tiefe treiben wollte, wo er ihren Angriffen schlechter hätte ausweichen können, weshalb er eine Viertelmeile nach Westen geflüchtet war. Doch als er bemerkte, dass Saphira ihm nicht folgte, stieg er wieder auf, bis er mehr als tausend Fuß über ihr flog.
Dann legte Dorn die Flügel an und stürzte sich auf sie. Flammen schossen aus seinem Maul, die elfenbeinfarbenen Krallen hatte er ausgefahren und auf seinem Rücken schwang Murtagh Zar’roc.
Eragon hätte beinahe sein Schwert fallen lassen, als Saphira einen Flügel anzog und mit einer schwindelerregenden Drehung zur Seite wegkippte. Im nächsten Moment breitete sie den Flügel wieder aus und fing ihren Sturzflug ab. Er konnte den Boden unter sich sehen, als er den Kopf nach hinten drehte. Oder war der Boden über ihm? Er biss die Zähne zusammen und konzentrierte sich darauf, sich im Sattel zu halten.
Dorn und Saphira prallten aufeinander. Eragon hatte das Gefühl, als hätte sie einen Berg gerammt. Die Wucht des Aufpralls schleuderte ihn nach vorn, und sein Helm krachte gegen die Halszacke, die eine Delle in dem dicken Stahl hinterließ. Benommen hing er im Sattel und verfolgte, wie die Scheiben von Himmel und Erde durcheinanderwirbelten, bis er sie nicht mehr unterscheiden konnte. Er spürte, wie Saphira erbebte, als Dorn gegen ihren ungeschützten Bauch stieß. Er wünschte, sie hätten Zeit gehabt, ihr die Rüstung anzulegen, die die Zwerge ihr geschenkt hatten.
Ein rot glitzerndes Drachenbein schlang sich um Saphiras Schulter und zerfetzte sie mit blutigen Krallen. Ohne nachzudenken, drosch Eragon darauf ein, zertrümmerte Schuppen und durchtrennte Sehnen. Drei Krallen erschlafften. Er schlug erneut zu.
Fauchend ließ Dorn von Saphira ab. Er krümmte den Hals, und Eragon hörte das Rauschen der Luft, als Murtaghs Drache seine Lungen füllte. Eragon duckte sich und riss den Arm vors Gesicht. Im nächsten Moment hüllte ein lodernder Flammenball Saphira ein. Zwar konnte ihnen die Hitze des Feuers wegen Eragons Schutzzaubern nichts anhaben, doch die Helligkeit blendete sie.
Saphira wich nach links aus, weg von dem grellen Feuer. Murtagh hatte unterdessen die Verletzung an Dorns Bein geheilt und der Drache stürzte sich erneut auf Saphira. Die beiden hieben mit ihren Klauen aufeinander ein, während sie in mörderischem Tempo auf die grauen Zelte der Varden zuschossen. Es gelang Saphira, die Zähne in den Hornkamm an Dorns Hinterkopf zu schlagen, auch wenn die Knochenspitzen dabei ihre Zunge durchbohrten. Dorn brüllte auf und zappelte wie ein Fisch am Haken, um loszukommen, aber gegen Saphiras stählerne Kiefermuskeln war er machtlos. Die beiden Drachen fielen Seite an Seite vom Himmel, wie zwei aneinandergeschmiegte Blätter.
Eragon beugte sich vor und schlug zweimal auf Murtaghs rechte Schulter ein. Er wollte ihn nicht töten, sondern nur verletzen, um dem Kampf ein Ende zu bereiten. Anders als bei ihrem Duell über den Brennenden Steppen war Eragon diesmal ausgeruht und sein Schwertarm so schnell wie der eines Elfs - Murtagh hatte keine Chance gegen ihn.
Doch Murtagh hob seinen Schild und parierte Eragons Hieb.
Die Reaktion kam so unerwartet, dass Eragon zögerte und nicht rechtzeitig zurückwich, als Murtagh zum Gegenschlag ausholte. Die Klinge sang, als sie wie ein Blitz herangesaust kam und Eragons Schulter streifte. Murtagh setzte nach, zielte auf sein Handgelenk, und als Eragon Zar’roc abwehrte, fuhr die Klinge unter seinen Schild. Sie durchdrang sein Kettenhemd, das Wams und seinen Hosenbund und grub sich in Eragons linken Hüftknochen.
Der Schock des Schmerzes traf Eragon wie ein Schwall eiskaltes Wasser; gleichzeitig verlieh er seinen Gedanken eine fast übernatürliche Klarheit und schickte einen Strom frischer Kraft durch seine Glieder.
Während Murtagh sein Schwert zurückzog, schrie Eragon auf und schlug nach ihm. Geschickt fing sein Gegner das Krummschwert mit einer schnellen Drehung des Handgelenks ab. Ein unheimliches Grinsen entstellte seine Züge. Eragon riss seine Klinge zurück, täuschte einen Schlag gegen das rechte Knie seines Widersachers an, ließ seine Waffe dann in die entgegengesetzte Richtung schnellen und schlitzte Murtagh die Wange auf.
»Du hättest einen Helm aufsetzen sollen«, knurrte er.
Inzwischen befanden sie sich nur noch ein paar hundert Fuß über dem Erdboden, sodass Saphira Dorn freigeben musste. Die beiden Drachen lösten sich voneinander, bevor Eragon und Murtagh weitere Schwerthiebe austauschen konnten.
Während Saphira und Dorn emporstiegen und sich ein Wettrennen zu einer schneeweißen Wolke über den Zelten der Varden lieferten, langte Eragon unter das Wams und betastete die Wunde an seiner Hüfte. Blut sickerte heraus und tränkte den Bund seiner Hose.
Es bestürzte Eragon, von Zar’roc verletzt worden zu sein, einem Schwert, das ihn in Momenten der Gefahr niemals im Stich gelassen hatte und das er immer noch als seinen rechtmäßigen Besitz betrachtete. Es war falsch, dass seine eigene Waffe gegen ihn gerichtet wurde, eine Verkehrung der Dinge, gegen die sich sein Instinkt auflehnte.
Saphira schwankte wegen eines Luftwirbels. Eragon zuckte zusammen, als ihm erneut ein brennender Schmerz durch die Seite fuhr. Zum Glück kämpfen wir nicht zu Fuß, dachte er, denn seine Hüfte hätte sein Gewicht wohl kaum mehr tragen können.
Arya, fragte er, willst du mich heilen, oder soll ich es selbst tun und riskieren, dass Murtagh mich daran hindert?
Wir heilen dich, antwortete Arya. Vielleicht kannst du deinen Gegner überrumpeln, wenn er glaubt, du seist noch verwundet.
Halt, warte.
Warum?
Ich muss dir erst die Erlaubnis dazu geben, sonst wehren meine Zauberformeln dich ab. Einen Moment suchte Eragon nach den richtigen Worten, bis er schließlich in der alten Sprache flüsterte: »Ich öffne mich der Magie von Arya, Tochter von Islanzadi.«
Wir sollten über diese Schutzzauber reden, wenn du gerade nicht so abgelenkt bist. Was würde wohl geschehen, wenn du das Bewusstsein verlieren würdest? Wie sollten wir uns dann um dich kümmern?
Nachdem Murtagh uns auf den Brennenden Steppen mit seiner Magie außer Gefecht gesetzt hat, fand ich die Idee recht gut. Niemand soll uns mehr ohne unsere Zustimmung mit einem Zauber belegen.
Das ist wohl richtig, aber es gibt elegantere Lösungen als deine.
Eragon wand sich im Sattel, während die Heilkraft der Elfen wirkte und seine Hüfte anfing zu kribbeln, als wäre sie von Flohbissen übersät. Als das Jucken nachließ, fuhr er mit der Hand unter das Wams und ertastete zu seiner Freude nur glatte Haut.
Also gut, sagte er und lockerte die Schultern. Lehren wir sie, unsere Namen zu fürchten!
Sie hatten die schneeweiße Wolke erreicht. Saphira schwenkte nach links und flog in die Wolke, während Dorn hektisch versuchte zu wenden. Einen Moment lang war alles kalt und feucht und weiß, dann schoss Saphira auf der anderen Seite heraus, nur wenige Fuß über Dorn und ein Stück hinter ihm.
Mit einem triumphierenden Brüllen stürzte sie sich auf den roten Drachen, grub die Klauen tief in seine Schenkel und zog ihm die Krallen über das Rückgrat. Ihr Kopf zuckte vor, sie packte Dorns linken Flügel und biss zu. Mit einem scharfen Knacken schnitten ihre rasiermesserscharfen Zähne durch Knochen und Fleisch.
Dorn krümmte sich und brüllte. Eragon hatte nicht gewusst, dass Drachen so schrecklich schreien konnten.
Ich habe ihn, sagte Saphira. Ich könnte ihm den Flügel ausreißen, aber das will ich nicht. Was auch immer du vorhast, tue es, bevor wir zu tief sinken.
Murtaghs Gesicht war unter all dem Blut leichenblass, als Eragon das Schwert auf ihn richtete. Die Klinge erzitterte und ein seltsamer geistiger Strahl von ungeheurer Macht drang in Eragons Bewusstsein. Die fremde Präsenz tastete nach seinen Gedanken, um zuzupacken und sie Murtaghs Willen unterzuordnen. Wie schon über den Brennenden Steppen fühlte es sich an, als lauerten in Murtaghs Geist zahllose andere Wesen, die sich als wirrer Chor von Stimmen über das Gewühl seiner Gedanken legten.
Plötzlich kam Eragon die Idee, dass vielleicht eine Gruppe von Zauberern seinem Gegner half, so wie die Elfen ihm beistanden. Es war nicht leicht, doch es gelang ihm, alles bis auf das Abbild Zar’rocs aus seinem Bewusstsein zu verbannen. Er konzentrierte sich mit aller Macht auf das Schwert, versank in die Stille der Meditation, damit der Gegner keinen Halt in seinem Geist fand. Als Dorn plötzlich taumelte und Murtagh einen Moment abgelenkt wurde, ging Eragon zu einem brutalen Gegenangriff über und klammerte sich an das Bewusstsein des feindlichen Drachenreiters.
Die beiden kämpften in grimmigem Schweigen, während sie dem Boden entgegenstürzten; rangen nur in den Grenzen ihres Geistes gegeneinander. Manchmal schien Eragon die Oberhand zu gewinnen, dann wieder Murtagh, letztlich vermochte jedoch keiner den anderen zu bezwingen. Eragon sah, wie sie sich rasend schnell dem Erdboden näherten. Er begriff, dass dieser Kampf mit anderen Mitteln entschieden werden musste.
Er senkte das Krummschwert, bis sich die Waffe auf gleicher Höhe mit seinem Widersacher befand, und schrie: »Letta!« Derselbe Zauber, den Murtagh ihm beim letzten Duell entgegengeschleudert hatte. Die Magie war simpel, nicht mehr als eine Formel, um ihm unsichtbare Fesseln um Arme und Beine zu legen. Doch so konnten sie ihre Kräfte messen und herausfinden, wer über die größere Energie verfügte.
Murtagh schrie einen Gegenzauber, doch die Worte gingen in Dorns Gebrüll und dem Heulen des Windes unter.
Eragons Puls raste, während die Kraft aus seinen Gliedern sickerte. Als er seine Reserven fast aufgebraucht hatte und von der Anstrengung bereits geschwächt war, ließen Saphira und die Elfen die Energie von ihren Körpern in seinen strömen und hielten den Zauber für ihn aufrecht. Murtagh hatte schon sehr siegessicher gewirkt, doch als sich Eragons Bindung um ihn nicht lockerte, verdüsterte sich seine Miene und er fletschte wütend die Zähne. Und während der ganzen Zeit belagerte jeder von ihnen den Geist des anderen.
Eragon spürte, wie der Energiefluss, der von Arya ausging, schwächer wurde, einmal, dann noch einmal, und vermutete, dass zwei von Bloëdhgarms Elfenmagiern ohnmächtig geworden waren. Murtagh kann unmöglich noch viel länger durchhalten, dachte er und rang im nächsten Moment verzweifelt darum, die Kontrolle über seinen Geist wiederzuerlangen. Seine kurze Unaufmerksamkeit hatte dem Gegner einen unverhofften Zugang zu seinem Bewusstsein eröffnet.
Die Energie, die von Arya und den anderen Elfen zu Eragon floss, hatte sich mittlerweile halbiert und auch Saphira zitterte vor Erschöpfung. Gerade als er fürchtete, dass Murtagh die Oberhand behalten würde, stieß der einen gequälten Schrei aus und eine schwere Last schien von Eragons Schultern genommen zu werden, als der Widerstand seines Kontrahenten erlosch. Murtagh schien fassungslos über Eragons Triumph.
Und was jetzt?, fragte Eragon Arya und Saphira. Nehmen wir die beiden als Geiseln? Sind wir dazu in der Lage?
Jetzt, gab Saphira zurück, muss ich erst mal fliegen. Sie ließ Dorn los, stieß sich von ihm ab und fing mit einigen wuchtigen Flügelschlägen ihren Sturz ab. Eragon sah an ihrer Schulter vorbei nach unten. Er hatte den Eindruck, Pferde und sonnige Grasflächen rasten auf ihn zu; dann schien ein Riese ihm einen Schlag zu versetzen und ihm wurde schwarz vor Augen.
 
Als Eragon zu sich kam, sah er kaum eine Handbreit vor seiner Nase Saphiras Halsschuppen. Sie glänzten wie kobaltblaues Eis. Er spürte schwach, wie jemand aus weiter Ferne verzweifelt nach seinem Geist tastete. Sobald er wieder völlig bei Sinnen war, erkannte er, dass es Arya war. Löse den Zauber, Eragon!, sagte sie. Wir werden alle sterben, wenn du ihn aufrechterhältst! Beende ihn. Murtagh ist schon zu weit weg! Wach auf, Eragon, sonst gleitest du ins Nichts!
Mit einem Ruck richtete er sich im Sattel auf und bemerkte gerade so, dass Saphira auf dem Boden kauerte und von König Orrins Reitern umringt war. Arya konnte er nirgends sehen. Jetzt, wo er wieder hellwach war, spürte er, wie der Zauber, den er gegen Murtagh gewirkt hatte, ihm immer mehr Energie entzog. Ohne die Hilfe von Saphira, Arya und den anderen Elfen wäre er längst gestorben.
Eragon entließ die Magie und sah sich dann suchend nach Dorn und Murtagh um.
Dort. Saphira deutete mit ihrer Schnauze nach Nordwesten. Tief am Himmel entdeckte Eragon die funkelnde Silhouette des anderen Drachen. Er flog stromaufwärts am Jiet entlang, floh zurück zu Galbatorix’ Streitmacht, die ein paar Meilen entfernt lagerte.
Wie?
Murtagh hat seinen Drachen geheilt. Dorn hatte das Glück, auf einem Hügel zu landen. Er ist den Hang hinuntergelaufen und hat sich in die Luft geschwungen, bevor du das Bewusstsein wiedererlangt hast.
Über das bergige Land schallte Murtaghs durch Magie verstärkte Stimme. »Glaubt ja nicht, ihr hättet uns besiegt, Eragon, Saphira! Wir sehen uns wieder, das verspreche ich. Das nächste Mal werden Dorn und ich euch bezwingen, wir werden dann noch stärker sein als heute!«
Eragon umklammerte Schild und Schwert so fest, dass Blut aus seinen Fingernägeln quoll. Glaubst du, dass du ihn einholen kannst?
Das könnte ich, aber auf so große Entfernung könnten die Elfen dir nicht helfen. Und ich bezweifle stark, dass wir den Sieg ohne sie davontragen würden.
Wir könnten vielleicht... Eragon hielt inne und schlug sich frustriert mit der Faust aufs Bein. Verdammt! Ich Dummkopf! Ich habe Aren vergessen. Wir hätten auf die Energie in Broms Ring zurückgreifen können, um sie zu besiegen!
Du hattest andere Dinge im Kopf. Ein solcher Fehler hätte jedem unterlaufen können.
Mag sein, aber ich wünschte trotzdem, dass ich früher an Aren gedacht hätte. Wir könnten den Ring immer noch nutzen, um Dorn und Murtagh zu erwischen.
Und was dann?, erkundigte sich Saphira. Wie sollen wir sie gefangen nehmen? Willst du sie unter Drogen setzen, so wie Durza es mit dir in Gil’ead gemacht hast? Oder willst du die beiden einfach nur töten?
Das weiß ich nicht! Wir könnten ihnen helfen, ihre wahren Namen zu ändern und sich so aus der Knechtschaft zu befreien. Sie einfach ziehen zu lassen, ist zu gefährlich.
Theoretisch hast du recht, Eragon, mischte sich Arya ein. Aber du bist genauso erschöpft wie Saphira, und mir ist es lieber, wenn Dorn und Murtagh entkommen, als dass wir euch beide verlieren, weil ihr nicht bei Kräften seid.
Aber...
Aber wir haben keine Möglichkeit, einen Drachen und seinen Reiter über längere Zeit sicher zu verwahren. Und Dorn und Murtagh zu töten, dürfte nicht so einfach sein, wie du es dir vorstellst, Eragon. Sei dankbar, dass wir sie in die Flucht geschlagen haben. Wir würden es wieder tun, sollten sie es noch einmal wagen, uns anzugreifen. Das muss dir genügen. Mit diesen Worten zog sich Arya aus seinem Geist zurück.
Eragon blickte Dorn und Murtagh nach, bis sie nicht mehr zu sehen waren, dann seufzte er und streichelte Saphiras Hals. Ich könnte jetzt vierzehn Tage lang durchschlafen.
Ich auch.
Du kannst stolz auf dich sein. Du hast Dorn nahezu jedes Mal ausmanövriert.
Ja, das habe ich wohl, hm? Sie putzte sich genüsslich. Aber es war kein fairer Kampf. Dorn besitzt längst nicht meine Erfahrung.
Und auch nicht dein Talent, denke ich.
Saphira drehte den Kopf und fuhr ihm mit der Zunge über den rechten Oberarm, dass das Kettenhemd rasselte. Ihre Augen glänzten.
Eragon raffte sich zu einem schwachen Lächeln auf. Ich hätte es mir zwar denken können, aber ich bin immer noch verblüfft, dass Murtagh ebenso schnell mit dem Schwert war wie ich. Zweifellos lag das an Galbatorix’ Magie.
Warum konnten deine Schutzzauber eigentlich Zar’roc nicht abwehren? Sie haben dich doch vor weit schlimmeren Schlägen geschützt, als wir gegen die Ra’zac kämpften.
Das weiß ich nicht genau. Murtagh oder Galbatorix müssen einen Zauber ersonnen haben, gegen den ich mich nicht geschützt habe. Oder aber es liegt daran, dass Zar’roc das Schwert eines Drachenreiters ist, denn wie Glaedr sagte...
...die Schwerter, die Rhunön geschmiedet hat, zeichnen sich dadurch aus, dass sie...
...Schutzzauber aller Art durchdringen und...
...nur sehr selten...
…durch Magie beeinflusst werden können. Genau. Eragon betrachtete erschöpft die Flecken von Drachenblut auf seinem Schwert. Wann werden wir endlich unsere Feinde allein besiegen können? Es wäre mir nie gelungen, Durza zu töten, wenn Arya den Sternsaphir nicht gesprengt hätte. Und diesmal konnten wir uns nur mithilfe von Arya und den zwölf Elfenmagiern gegen Dorn und Murtagh behaupten.
Wir müssen stärker werden.
Schon, aber wie? Woher rührt Galbatorix’ Kraft? Hat er einen Weg gefunden, Energie aus den Körpern seiner Sklaven zu saugen, selbst wenn er Hunderte von Meilen von ihnen entfernt ist? Verdammt! Ich weiß es einfach nicht!
Ein Schweißtropfen lief ihm von der Stirn ins Auge. Er wischte ihn mit der Hand weg und blinzelte. Dann fiel sein Blick auf die Reiter, die Saphira und ihn umringten. Was tun die hier? Er sah sich um und stellte fest, dass Saphira nahe der Stelle gelandet war, wo König Orrin die feindlichen Soldaten abgefangen hatte. Ein Stück links von ihm rannten Hunderte von Männern, Urgals und Pferden panisch durcheinander. Gelegentlich drang das Klirren von Schwertern und der Schrei eines Verwundeten durch den Lärm, begleitet von verrücktem Gelächter.
Ich glaube, sie sollen uns beschützen, erklärte Saphira.
Uns? Vor wem? Warum haben sie die Soldaten nicht schon längst getötet? Wo...? Eragon verzichtete darauf, die Frage zu stellen, als Arya, Bloëdhgarm und vier weitere Elfen vom Lager her auf Saphira zuliefen. Eragon hob grüßend die Hand. »Arya!«, rief er. »Was ist passiert? Offenbar hat hier niemand das Kommando!«
Zu Eragons Bestürzung rang Arya so nach Luft, dass sie eine Weile nicht antworten konnte. »Die Soldaten haben sich als weit gefährlicher erwiesen, als wir angenommen haben«, keuchte sie schließlich. »Wir wissen nicht, warum. Die Du Vrangr Gata haben nur unzusammenhängende Wortfetzen von Orrins Zauberern aufschnappen können.« Arya kam allmählich zu Atem und machte sich daran, Saphiras Wunden zu untersuchen.
Bevor Eragon weiterfragen konnte, übertönte erregtes Gebrüll aus dem Gewirr von Kriegern alle anderen Kampfgeräusche. »Zurück, alle zurück!«, hörte er König Orrin schreien. »Bogenschützen, Stellung halten! Verflucht, keiner rührt sich! Wir haben ihn!«
Saphira hatte denselben Gedanken wie Eragon. Sie stieß sich vom Boden ab und sprang mit einem gewaltigen Satz über den Kreis aus Reitern, deren Pferde scheuten und durchgingen, und trampelte über das von Leichen übersäte Schlachtfeld in die Richtung, aus der König Orrins Stimme kam. Dabei fegte sie Menschen und Urgals beiseite, als wären es Grashalme. Die sechs Elfen rannten neben ihr her, die Schwerter gezückt und die Bogen schussbereit in den Händen.
Orrin saß auf seinem Schlachtross an der Spitze der dicht gedrängten Krieger und starrte einen einzelnen Soldaten knapp vierzig Fuß von ihm entfernt an. Das Gesicht des Königs war gerötet, die Augen hatte er weit aufgerissen und seine Rüstung war blutverschmiert und dreckig. Am linken Arm hatte er eine Stichwunde davongetragen, und der abgebrochene Schaft eines Speeres ragte ein Stück aus seinem linken Oberschenkel. Als er Saphira bemerkte, zeichnete sich Erleichterung auf seinen Zügen ab.
»Gut, sehr gut, da seid ihr ja«, murmelte er, während Saphira vor sein Streitross trat. »Wir hätten dich brauchen können, Saphira, und auch dich, Schattentöter.« Einer der Bogenschützen trat ein Stück vor, doch Orrin winkte ihn mit dem Schwert zurück. »Halt! Ich schlage jedem den Kopf ab, der nicht bleibt, wo er ist! Das schwöre ich bei Angvards Krone!« Dann starrte er wieder wütend auf den einzelnen Soldaten.
Eragon folgte seinem Blick. Der Mann war mittelgroß, ein purpurnes Geburtsmal leuchtete an seinem Hals, und das schweißnasse braune Haar klebte ihm am Schädel, platt gedrückt von dem Helm, den er verloren hatte. Sein Schild war zersplittert, das Schwert, von dessen Klinge eine Handbreit abgebrochen war, von Kerben übersät. Die Hose des Mannes war schlammig und aus einer tiefen Wunde zwischen seinen Rippen quoll Blut. In seinem rechten Fuß steckte ein Pfeil mit weißen Schwanenfedern, dessen Schaft zu drei Vierteln in den hart getretenen Lehm eingedrungen war und ihn am Boden festnagelte. Aus der Kehle des Mannes drang ein schreckliches gurgelndes Lachen. Es schwoll in einer trunkenen Kadenz an und ab und wurde immer schriller, als wollte der Soldat jeden Moment vor Entsetzen kreischen.
»Was bist du?«, schrie König Orrin. Als der Mann nicht sofort antwortete, stieß der König einen Fluch aus. »Antworte!«, drohte er, »oder ich lasse meine Magier auf dich los! Bist du Mensch, Bestie oder irgendein verfluchter Dämon? In welcher Mistgrube hat Galbatorix dich und deine Kameraden gefunden? Bist du mit den Ra’zac verwandt?«
Die letzte Frage durchbohrte Eragon wie ein Pfeil; er straffte sich mit einem Ruck und seine Sinne waren plötzlich hellwach.
Das wahnsinnige Gelächter verstummte einen Herzschlag lang. »Mensch. Ich bin ein Mensch.«
»Ich kenne keine Menschen wie dich!«
»Ich wollte die Zukunft meiner Familie sichern. Ist dir das so fremd, Surdaner?«
»Sprich nicht in Rätseln, du doppelzüngiger Schuft! Sag mir, wie du zu dem wurdest, was du bist, und antworte aufrichtig, sonst lasse ich dir kochendes Blei in den Schlund gießen. Wir werden schon sehen, wie dir das gefällt!«
Das irre Kichern steigerte sich. »Du kannst mir keine Schmerzen zufügen, Surdaner. Niemand vermag das. Der König selbst hat dafür gesorgt! Im Gegenzug werden unsere Familien glücklich und zufrieden sein bis an ihr Lebensende. Du kannst dich vor uns verstecken, aber wir werden niemals aufhören, dich zu verfolgen, auch dann nicht, wenn gewöhnliche Männer vor Erschöpfung tot umfallen würden. Du kannst uns bekämpfen, gewiss, aber wir werden dir nach dem Leben trachten, solange wir noch einen Arm haben, der ein Schwert zu führen vermag. Du kannst dich uns nicht einmal ergeben, denn wir machen keine Gefangenen. Dir bleibt nur eines: zu sterben, damit dieses Land wieder Frieden findet.«
Mit einer grauenvollen Grimasse umfasste der Soldat mit der zerfetzten Schildhand den Pfeilschaft und riss ihn, mit dem schmatzenden Geräusch von reißendem Gewebe, aus seinem Fuß. An der Pfeilspitze klebten blutrote Fleischklumpen. Er schüttelte den Pfeil drohend und schleuderte ihn auf einen der Bogenschützen, der von der Pfeilspitze an der Hand geritzt wurde. Der Soldat lachte noch lauter, als er erneut angriff, den verletzten Fuß hinter sich herziehend. Er hob das Schwert zum Schlag.
»Erschießt ihn!«, blaffte Orrin.
Bogensehnen schwirrten wie schlecht gestimmte Lauten, dann fegte eine Wolke aus Pfeilen auf den Soldaten zu und traf ihn in die Brust. Zwei Pfeile prallten von dem gepanzerten Wams ab, die anderen gruben sich in seinen Brustkorb. Sein Gelächter wurde zu einem gurgelnden Glucksen, als Blut in seine Lungen sickerte, aber er schleppte sich weiter, wobei sich das Gras unter ihm leuchtend rot färbte. Die Bogenschützen feuerten erneut; Pfeile schienen aus Armen und Schultern des Soldaten zu sprießen, doch sie konnten ihn nicht aufhalten. Ein weiterer Pfeilhagel folgte. Der Soldat stolperte und stürzte zu Boden, als die Geschosse seine linke Kniescheibe zertrümmerten, beide Oberschenkel durchbohrten und ein Pfeil schließlich das Geburtsmal traf, den Hals glatt durchschlug und in einem Sprühnebel aus Blut weiter über das Schlachtfeld flog. Doch der Soldat weigerte sich immer noch zu sterben. Er kroch weiter, zog sich mit den Armen vorwärts, grinste und kicherte, als wäre das alles ein makabrer Witz, den nur er zu schätzen wusste.
Eragon überlief es bei dieser Szene eiskalt.
König Orrin fluchte unbeherrscht und der Drachenreiter nahm einen Anflug von Hysterie in seiner Stimme wahr. Orrin schwang sich von seinem Streitross, warf Schwert und Schild achtlos in den Schlamm und winkte den nächststehenden Urgal heran. »Her mit der Axt!« Der grauhäutige Urgal zögerte zunächst verblüfft, reichte dem König dann jedoch die Waffe.
König Orrin humpelte zu dem Soldaten, riss die schwere Streitaxt mit beiden Händen hoch und schlug dem Feind mit einem einzigen Streich den Kopf von den Schultern.
Das Kichern erstarb.
Die Augen im Schädel des Soldaten verdrehten sich, der Mund zuckte, dann rührte er sich nicht mehr.
Orrin packte den Kopf an den Haaren und hob ihn hoch, damit alle ihn sehen konnten. »Man kann sie also doch töten!«, erklärte er. »Sagt allen, dass man diese abscheulichen Kreaturen nur aufhalten kann, indem man sie enthauptet, ihnen den Schädel mit einer Keule einschlägt oder ihnen aus sicherer Entfernung einen Pfeil ins Auge schießt... Grauzahn, wo steckst du?« Ein stämmiger Reiter mittleren Alters trieb sein Pferd an. Orrin warf ihm den Schädel zu, den der Mann auffing. »Steck den auf eine Lanzenspitze und stell sie vor dem Nordtor des Lagers auf. Nein, spieß alle ihre Köpfe auf! Mögen sie Galbatorix als Botschaft dienen, dass wir seine hinterhältigen Tricks nicht fürchten und am Ende trotzdem siegen werden!« Dann schritt Orrin zu seinem Streitross zurück, drückte unterwegs dem Urgal die Streitaxt wieder in die Hand und hob seine eigenen Waffen aus dem Dreck auf.
Einige Schritte entfernt entdeckte Eragon in einer Gruppe von Kull Nar Garzhvog. Saphira näherte sich ihnen. »Waren alle Soldaten... so?«, erkundigte er sich, nachdem er und Garzhvog sich mit einem Nicken begrüßt hatten, und deutete auf den mit Pfeilen gespickten Leichnam.
»Alles Männer ohne Schmerz. Man schlägt sie nieder, hält sie für tot, kehrt ihnen den Rücken zu und sie schneiden einem die Kniekehlen auf.« Garzhvogs Miene verfinsterte sich. »Ich habe heute viele Gehörnte verloren. Wir haben schon gegen Scharen von Menschen gekämpft, Feuerschwert, aber noch nie gegen lachende Leichen. Das ist widernatürlich. Wir fürchten, sie sind von hornlosen Geistern besessen und die Götter selbst haben sich von uns abgewendet.«
»Unsinn«, schnaubte Eragon verächtlich. »Das ist nur eine Hexerei von Galbatorix. Wir werden sehr bald einen Weg finden, wie wir uns dagegen wehren können.« Trotz seiner zur Schau getragenen Zuversicht beunruhigte Eragon die Vorstellung, gegen einen Feind zu kämpfen, der keine Schmerzen kannte, genauso wie die Urgals. Garzhvogs Bemerkung ließ ihn zudem vermuten, dass Nasuada große Schwierigkeiten haben würde, die Moral der Truppen aufrechtzuerhalten, wenn sich die Kunde erst mal unter ihren Kriegern verbreitet hatte.
Varden und Urgals bargen die gefallenen Kameraden, nahmen den Toten die Ausrüstung ab, die noch zu gebrauchen war, köpften die Feinde und stapelten ihre verstümmelten Körper aufeinander, um sie zu verbrennen. Eragon, Saphira und König Orrin kehrten derweil, begleitet von Arya und den anderen Elfen, ins Lager zurück.
Unterwegs bot Eragon Orrin an, sich um sein Bein zu kümmern, doch der König lehnte ab. »Ich habe meine eigenen Heiler, Schattentöter.«
Nasuada und Jörmundur warteten bereits am Nordtor auf sie. »Was ist schiefgelaufen?«, fragte die Anführerin der Varden Orrin.
Eragon schloss die Augen, als Orrin den Angriff auf die Soldaten schilderte, der zunächst gut zu verlaufen schien. Die Reiter waren durch ihre Schlachtreihen geprescht und hatten, wie sie glaubten, tödliche Schläge ausgeteilt und dabei nur einen einzigen Mann verloren. Als sie die verbliebenen Soldaten angriffen, hatten sich jedoch viele der Gefallenen wieder erhoben und weitergekämpft. Orrin schüttelte sich. »Da haben wir den Mut verloren. Das wäre jedem so gegangen. Wir wussten nicht, ob die Soldaten unbesiegbar oder überhaupt Menschen waren. Einem Feind, der auf dich zustürmt, obwohl ihm ein Schenkelknochen aus der Wade ragt, ein Speer im Bauch steckt oder das halbe Gesicht weggeschlagen wurde - und der dich dann auch noch auslacht -, halten nur wenige Männer stand. Meine Reiter sind in Panik verfallen. Sie haben die Formation aufgelöst. In dem folgenden Chaos kam es zu einem schrecklichen Gemetzel. Als die Urgals und Eure Krieger, Nasuada, uns erreichten, verfielen sie ebenfalls diesem Wahnsinn.« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe so etwas noch nie erlebt, nicht einmal auf den Brennenden Steppen.«
Nasuada war unter ihrer dunklen Haut sichtlich erbleicht. Sie sah Eragon an, dann Arya. »Wie konnte Galbatorix so etwas bewirken?«
Die Elfe antwortete: »Indem er das menschliche Schmerzempfinden nahezu völlig blockiert. Er lässt nur gerade genug Wahrnehmung übrig, damit die Soldaten wissen, wo sie sind und was sie tun, nicht jedoch so viel, dass Schmerzen sie außer Gefecht setzen können. Ein solcher Zauber erfordert nur wenig Energie.«
Nasuada leckte sich die Lippen. »Wisst Ihr schon, wie viele Männer wir verloren haben?«, wandte sie sich an Orrin.
Der König krümmte sich, als ein krampfhafter Schauer ihn überlief, drückte eine Hand auf das verwundete Bein und knirschte mit den Zähnen. »Dreihundert Soldaten gegen... wie groß war die Streitmacht, die Ihr ausgeschickt habt?«
»Zweihundert Schwertkämpfer, hundert Speerträger, fünfzig Bogenschützen.«
»Dazu die Urgals und meine Kavallerie... Sagen wir, um die tausend Mann. Gegen dreihundert Fußsoldaten und das auf freiem Feld. Wir haben die Soldaten bis auf den letzten Mann niedergemetzelt. Doch unsere eigenen Verluste...« Der König schüttelte den Kopf. »Genau kann ich das erst sagen, wenn wir die Toten gezählt haben. Ich hatte jedenfalls den Eindruck, dass mehr als drei Viertel Eurer Schwertkämpfer gefallen sind, noch mehr von den Speerträgern und etliche Bogenschützen. Von meinen Reitern haben ebenfalls nur wenige überlebt: fünfzig, höchstens siebzig. Viele der Gefallenen waren meine Freunde. Vielleicht sind hundert oder gar hundertfünfzig Urgals tot. Unsere Verluste insgesamt, fragt Ihr? Fünf- bis sechshundert Tote sind zu beklagen und die meisten Überlebenden verwundet. Ich weiß es nicht... Ich weiß es nicht. Ich weiß...« Orrins Kiefer erschlaffte, er sackte zusammen und wäre vom Pferd gefallen, wäre Arya nicht blitzschnell vorgesprungen und hätte ihn aufgefangen.
Mit einem Fingerschnippen rief Nasuada zwei Varden herbei, denen sie auftrug, Orrin in seinen Pavillon zu tragen und die Heiler des Königs zu holen.
»Wir haben eine schwere Niederlage erlitten, obwohl wir die Soldaten bis auf den letzten Mann ausgelöscht haben«, stieß Nasuada grimmig hervor. Sie presste die Lippen aufeinander, ein Ausdruck von Trauer und Verzweiflung in ihren Zügen. Ungeweinte Tränen schimmerten in ihren Augen. Dann straffte sie sich und musterte Eragon und Saphira mit stählernem Blick. »Wie ist es euch beiden ergangen?« Sie lauschte regungslos, während der Drachenreiter ihr die Begegnung mit Murtagh und Dorn schilderte. Als er fertig war, nickte sie. »Dass du ihren Klauen unversehrt entrinnst, war alles, was wir zu hoffen gewagt haben. Du hast jedoch viel mehr vollbracht. Du hast bewiesen, dass Galbatorix seinem Schergen nur begrenzte Macht verliehen hat und wir unsere Hoffnungen, ihn zu besiegen, nicht begraben müssen. Hätten dir mehr Magier zur Seite gestanden, wäre Murtagh dir hilflos ausgeliefert gewesen. Deshalb wird er es schwerlich riskieren, es mit Königin Islanzadis Streitmacht allein aufzunehmen. Und ich bin überzeugt, wenn wir dir genug Magier zur Seite stellen, können wir Murtagh und Dorn töten, falls sie noch einmal versuchen sollten, euch zu entführen.«
»Du willst sie also nicht gefangen nehmen?«, erkundigte er sich.
»Ich will so viele Dinge, nur fürchte ich, die wenigsten davon werden in Erfüllung gehen. Selbst wenn Murtagh und Dorn nicht versuchen, dich zu töten, müssen wir sie ohne Zögern erledigen, wenn wir die Gelegenheit dazu erhalten. Oder siehst du das anders?«
»...Nein.«
Nasuada wandte sich an Arya. »Wurde einer von deinen Magiern während des Gefechts getötet?«
»Einige haben das Bewusstsein verloren, aber sie haben sich alle erholt.«
Nasuada atmete einmal tief durch und starrte blicklos nach Norden. »Eragon, geh zu Trianna. Ich will, dass die Du Vrangr Gata einen Weg finden, einen Zauber wie den von Galbatorix zu wirken. So widerwärtig es ist, uns bleibt keine Wahl, als uns wie Galbatorix dieser Hexerei zu bedienen. Wir können es uns nicht leisten, es nicht zu tun. Natürlich werden wir uns nicht alle von jeglichem Schmerzempfinden befreien lassen, da wir uns sonst viel zu leicht verletzen würden, aber wir sollten über einige Hundert Schwertkämpfer verfügen, denen körperliches Leid nichts anhaben kann. Freiwillige, versteht sich.«
»Lehnsherrin.«
»So viele Tote.« Nasuada knetete die Zügel in den Händen. »Wir sind schon viel zu lange an einem Ort geblieben. Es wird Zeit, dass wir das Imperium wieder in die Defensive drängen.« Sie grub Donnerkeil die Sporen in die Flanken und trieb ihn weg vom Ort des Gemetzels vor dem Lager. Das Streitross warf den Kopf hoch und kaute erregt auf der Trense. »Dein Cousin, Eragon, hat mich gebeten, ihn an dem heutigen Kampf teilnehmen zu lassen. Ich habe mich wegen seiner bevorstehenden Vermählung geweigert. Es hat ihm ganz und gar nicht gefallen. Seine Braut dagegen dürfte das wohl anders sehen. Tust du mir den Gefallen und benachrichtigst mich, falls sie die Zeremonie heute noch abhalten wollen? Nach all dem Blutvergießen würde es die Varden sicherlich aufmuntern, eine Hochzeit zu feiern.«
»Ich verständige dich, sobald ich es herausgefunden habe.«
»Danke. Du kannst jetzt gehen, Eragon.«
 
Nachdem sie Nasuada verlassen hatten, suchten Eragon und Saphira als Erstes die Elfen auf, die während ihres Kampfes mit Murtagh und Dorn das Bewusstsein verloren hatten. Sie dankten ihnen und ihren Gefährten für ihren Beistand. Danach kümmerten sich Eragon, Arya und Bloëdhgarm um die Wunden, die Dorn Saphira zugefügt hatte, heilten Schnitte und Kratzer und versorgten auch einige der größeren Prellungen. Als sie fertig waren, berührte Eragon Trianna mit seinem Geist und richtete ihr Nasuadas Anweisungen aus.
Erst dann gingen Saphira und er zu Roran. Bloëdhgarm und seine Elfen begleiteten ihn; Arya hatte andere Aufgaben zu erledigen.
Roran und Katrina stritten erregt flüsternd hinter Horsts Zelt. Sie verstummten, als Eragon und Saphira sich ihnen näherten. Katrina verschränkte die Arme und wandte sich von Roran ab, der wütend den Hammer in seinen Gurt schob und mit dem Stiefelabsatz gegen einen Stein trat.
Eragon wartete einen Augenblick, in der Hoffnung, den Grund für ihren Zwist zu erfahren, aber stattdessen sagte Katrina: »Ist einer von euch verwundet?« Ihr Blick flog von Eragon zu Saphira und zurück.
»Nicht mehr.«
»Das ist so... merkwürdig. Wir haben in Carvahall Geschichten über Magie gehört, aber ich habe ihnen nie Glauben geschenkt. Sie erschienen mir so... fantastisch. Aber hier... hier laufen überall Zauberer herum... Hast du Murtagh und Dorn schwer verletzt? Sind sie deshalb geflohen?«
»Wir haben sie zwar vertrieben, konnten ihnen aber keine bleibenden Schäden zufügen.« Eragon wartete, doch als weder Roran noch Katrina etwas sagten, erkundigte er sich, ob sie nach wie vor an diesem Tag heiraten wollten. »Nasuada schlägt zwar vor, eure Heiratspläne wie geplant durchzuziehen, aber vielleicht wäre es besser, etwas zu warten. Die Toten müssen bestattet werden und es gibt vieles zu erledigen. Der morgige Tag wäre gewiss... angemessener.«
»Nein.« Roran trat wieder gegen den Stein, diesmal mit der Stiefelspitze. »Das Imperium kann jeden Moment erneut angreifen. Morgen ist es vielleicht schon zu spät. Wenn... wenn ich sterbe, bevor wir verheiratet sind, was soll dann aus Katrina und unserem...?« Er verstummte errötend.
Katrina wandte sich an Roran und nahm zärtlich seine Hand. »Außerdem«, meinte sie, »sind die Speisen bereitet, alles ist geschmückt und unsere Freunde haben sich für die Zeremonie versammelt. Jammerschade, wenn all diese Vorbereitungen umsonst wären.« Sie streichelte Rorans Bart. Er lächelte sie an und schlang den Arm um ihre Taille.
Ich verstehe nicht einmal die Hälfte von dem, was zwischen den beiden vorgeht, beschwerte sich Eragon bei Saphira. Laut sagte er: »Und wann soll die Vermählung stattfinden?«
»In einer Stunde«, erwiderte Roran.

 

 

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