FLAMMENDER HIMMEL
Während
Eragon beobachtete, wie Dorn und Murtagh in den nördlichen Himmel
aufstiegen, hörte er Narheim »Barzûl« flüstern und Murtagh für den
Mord an König Hrothgar verfluchen.
Arya wirbelte herum. »Nasuada, Euer
Majestät...« Ihre Augen flogen zu Orrin. »Ihr müsst die Soldaten
aufhalten, bevor sie das Lager erreichen. Ihr dürft nicht zulassen,
dass sie unser Bollwerk angreifen. Sollten sie so weit kommen,
werden sie wie eine Sturmflut über uns hinwegspülen und ein nie
dagewesenes Blutbad anrichten, denn zwischen den Zelten können wir
uns nicht verteidigen.«
»Nie dagewesenes Blutbad?«, höhnte Orrin.
»Habt Ihr so wenig Vertrauen in unsere Fähigkeiten, Botschafterin?
Menschen und Zwerge mögen in der Kampfkunst nicht so begnadet sein
wie Elfen, aber wir werden kaum Schwierigkeiten mit diesem
armseligen Haufen haben, das versichere ich Euch.«
Aryas Miene versteinerte. »Eure Tapferkeit
ist ohnegleichen, Majestät. Daran hege ich keinen Zweifel. Aber
hört: Das Ganze ist eine Falle. Die beiden dort«, sie deutete mit
einer schwungvollen Geste auf Dorn und Murtagh, »sind gekommen, um
Eragon und Saphira gefangen zu nehmen und nach Urû’baen zu
verschleppen. Galbatorix hätte niemals so wenige Soldaten
entsendet, wenn er nicht sicher wäre, dass sie die Varden so lange
beschäftigen können, bis Murtagh Eragon überwältigt hat.
Galbatorix muss diese Männer
mit Zaubern belegt haben, die ihnen bei ihrer Mission helfen. Um
welche Magie es sich dabei handelt, kann ich nicht sagen, aber
eines weiß ich genau: Die Soldaten sind gefährlicher, als sie
scheinen, und wir müssen verhindern, dass sie ins Lager
eindringen.«
Eragon hatte sich von seinem anfänglichen
Schock erholt. »Ihr solltet nicht zulassen, dass Dorn über uns
hinwegfliegt. Er könnte schon bei einem einzigen Überflug die
Hälfte der Zelte in Brand setzen.«
Nasuada faltete die Hände über dem
Sattelknauf, und es schien, als bemerke sie den feindlichen
Drachenreiter und die Soldaten gar nicht, die jetzt weniger als
eine Meile entfernt waren. »Aber warum haben sie das
Überraschungsmoment nicht genutzt und uns sofort angegriffen?«,
wollte sie wissen. »Warum haben sie uns auf sich aufmerksam
gemacht?«
Narheim beantwortete ihre Frage. »Weil sie
nicht wollen, dass Eragon und Saphira in die Bodenkämpfe verwickelt
werden. Wenn ich mich nicht irre, sieht ihr Plan vor, dass die
beiden sich Dorn und Murtagh in der Luft stellen, während die
Soldaten unsere Stellungen angreifen.«
»Ist es dann klug, ihnen den Gefallen zu tun
und Eragon und Saphira sehenden Auges in die Falle tappen zu
lassen?« Nasuada hob eine Braue.
»Ja«, erklärte Arya nachdrücklich, »denn wir
haben einen Vorteil, von dem sie nichts wissen.« Sie deutete auf
Bloëdhgarm. »Diesmal wird der Schattentöter Murtagh nicht allein
gegenübertreten. Die geballte Macht von dreizehn Elfen wird ihn
unterstützen. Das erwartet der Handlanger des Tyrannen nicht.
Haltet die Soldaten auf, bevor sie unsere Stellungen erreichen,
dann habt ihr einen Teil von Galbatorix’ Plan durchkreuzt. Schickt
Eragon und Saphira zum Himmel empor, während die fähigsten Magier
meines Volkes die beiden stärken, dann werdet ihr auch den Rest von
Galbatorix’ Vorhaben vereiteln.«
»Das klingt überzeugend«, erwiderte die
Anführerin der Varden. »Aber die Soldaten sind schon zu dicht
herangekommen, um sie noch mit Fußsoldaten vor dem Lager abfangen
zu können. Orrin...«
Noch bevor sie den Satz beenden konnte,
hatte der König bereits sein Pferd herumgerissen und galoppierte
zum Nordtor. Ein Reiter aus seinem Tross gab das Hornsignal, das
Orrins Kavallerie zum Angriff rief.
»König Orrin wird Hilfe benötigen«, sagte
Nasuada zu Garzhvog. »Lass deine Gehörnten mit ihm in die Schlacht
ziehen.«
»Nachtjägerin.« Garzhvog warf den Kopf
zurück und stieß ein dröhnendes Gebrüll aus, das Eragon einen
Schauder über den Rücken laufen ließ. Garzhvogs Kiefer schnappten
zu und der Schrei brach ab. »Meine Männer kommen«, knurrte er und
stapfte dröhnenden Schrittes zum Tor, wo sich König Orrin und seine
Reiter versammelten.
Vier Varden zogen die Tore auf. König Orrin
hob sein Schwert, stieß einen Schrei aus und galoppierte an der
Spitze seiner Kavallerie auf die Soldaten in ihren golddurchwirkten
Wämsern zu. Die Pferdehufe wirbelten eine riesige gelbe Staubwolke
auf, die die Keilformation vor den Blicken des Feindes
verbarg.
»Jörmundur«, sagte Nasuada.
»Ja, Herrin?«
»Schick ihnen zweihundert Schwertkämpfer und
hundert Speerträger hinterher. Außerdem sollen fünfzig
Bogenschützen siebzig bis achtzig Schritt vom Schlachtfeld entfernt
Stellung beziehen. Ich will, dass diese Soldaten zermalmt werden,
Jörmundur, ausgelöscht, in Grund und Boden gestampft. Mach unseren
Männer klar, dass sie keine Gnade kennen dürfen noch erwarten
können.«
Jörmundur verbeugte sich.
»Und sag ihnen auch, dass ich im Geiste bei
ihnen bin, auch wenn ich sie wegen meiner Verletzungen nicht selbst
in den Kampf führen kann.«
»Herrin.«
Während Jörmundur davoneilte, trieb Narheim
sein Pony dichter an Nasuadas Streitross heran. »Was ist mit meinen
Leuten, Nachtjägerin? Welche Rolle sollen wir spielen?«
Die Anführerin starrte auf die dichte, alles
verschluckende Staubwolke, die über dem freien Feld schwebte. »Ihr
helft bei der Bewachung des Lagers. Sollten die Soldaten irgendwie
durchkommen...« Sie war gezwungen zu warten, bis vierhundert Urgals
- seit der Schlacht auf den Brennenden Steppen war ihre Zahl stark
angewachsen - an ihr vorbei, durch das Tor, aufs Schlachtfeld
hinausgestampft waren, wobei sie wilde Kampfschreie ausstießen. Als
sie in der Staubwolke verschwanden, fuhr Nasuada fort: »Sollten die
Soldaten durchbrechen, sind eure Streitäxte in unserer Phalanx
höchst willkommen.«
Der Wind trug die Schreie sterbender
Menschen und Pferde herüber, das Schaben von Metall auf Metall, das
Klirren der Schwerter und die dumpfen Schläge von Speeren, die auf
Schilde trafen. Doch durch all das Getöse hörten sie ein
schreckliches Gelächter, das aus unzähligen Kehlen drang und gar
nicht mehr verklingen wollte. Das
Gelächter von Wahnsinnigen, dachte Eragon.
Narheim schlug mit der Faust gegen seine
Hüfte. »Bei Morgothal, wir werden nicht untätig herumstehen, wenn
es eine Schlacht zu schlagen gibt! Lasst uns mitkämpfen, Nasuada.
Wir hacken für Euch ein paar Köpfe von feindlichen Hälsen!«
»Nein!«, rief die Anführerin der Varden.
»Nein, nein und nochmals nein! Ich habe dir einen Befehl gegeben
und erwarte, dass du ihn befolgst. Dieser Kampf wird von Reitern,
Menschen und Urgals ausgefochten, vielleicht noch von Drachen. Das
da unten ist kein Ort für Zwerge. Ihr würdet wie Kinder
niedergetrampelt werden.« Als Narheim wütend fluchte, hob sie
beschwichtigend die Hand. »Ihr seid Furcht einflößende Krieger.
Niemand weiß das besser als ich, die an eurer Seite in Farthen Dûr
gekämpft hat. Aber um es ohne Umschweife zu sagen, nach unseren
Maßstäben seid ihr nun mal klein. Ich möchte das Leben deiner
Krieger nicht in einer Schlacht aufs Spiel setzen, in der eure
Kleinwüchsigkeit möglicherweise euer Untergang wäre. Es ist besser,
wenn ihr hier oben wartet, wo ihr alle überragt, die versuchen,
diesen Schutzwall zu erklimmen. Falls es jemandem gelingt, bis zu
uns durchzudringen, ist er ein mächtiger Gegner, und dann will ich,
dass er auf euch trifft. Denn man könnte genauso gut versuchen,
einen Berg zu versetzen, wie einen Zwerg zu besiegen.«
Nicht gänzlich besänftigt, brummte Narheim
eine mürrische Antwort, die Nasuada jedoch nicht verstand, da in
diesem Moment die Varden durch das offene Tor des Walls
hinausstürmten. Der Lärm der trampelnden Füße und das Klirren der
Waffen wurde schwächer, als die Männer sich vom Lager entfernten.
Der Wind dagegen frischte auf und wehte erneut das irre Gelächter
vom Schlachtfeld zu ihnen herüber.
Kurz darauf überwand ein geistiger Aufschrei
von ungeheurer Wucht Eragons Schutzwall, fegte durch sein
Bewusstsein und erfüllte ihn mit Qual.Ah,
nein, hilf mir!, hörte er einen Mann
brüllen. Sie sterben nicht! Angvard soll
sie holen, sie wollen einfach nicht sterben! Dann riss
die Verbindung zwischen ihnen schlagartig ab, und Eragon schluckte
schwer, als ihm klar wurde, dass der Mann getötet worden war.
Nasuada rutschte unbehaglich in ihrem Sattel
herum. Ihre Miene war angespannt. »Wer war das?«
»Du hast ihn auch gehört?«
»Es scheint, wir alle«, meinte Arya.
»Ich glaube, es war Bärden, einer der
Magier, die mit König Orrin reiten, aber...«
»Eragon!«
Dorn hatte sich immer höher in den Himmel
geschraubt, während König Orrin und seine Kavallerie sich auf die
Soldaten stürzten. Jetzt verharrte der Drache auf halber Strecke
zwischen den Angreifern und dem Lager reglos am Himmel. Murtaghs
durch Magie verstärkte Stimme schallte über die Ebene: »Eragon! Ich sehe dich, wie du dich dort unter
Nasuadas Rock versteckst. Kämpfe gegen mich. Das ist deine
Bestimmung! Oder bist du zu feige, Schattentöter?«
Saphira antwortete statt Eragon. Sie hob den
Kopf und stieß ein Gebrüll aus, das noch lauter war als Murtaghs
donnernder Ruf. Dann spie sie einen baumlangen, blau glühenden
Feuerstrahl. Die Pferde neben ihr, auch Nasuadas Donnerkeil,
scheuten und gingen durch, sodass Saphira und Eragon plötzlich
allein mit den Elfen auf dem Wall standen.
Arya trat zu Saphira, legte Eragon eine Hand
aufs Bein und schaute aus ihren schräg stehenden grünen Augen zu
ihm auf. »Nimm dies von mir, Shur’tugal«, sagte sie. Er spürte, wie
eine Energiewelle ihn durchströmte.
»Eka elrun
ono«, murmelte er.
»Sei vorsichtig, Eragon«, erwiderte Arya,
ebenfalls in der alten Sprache. »Ich möchte nicht, dass du von
Murtagh besiegt wirst. Ich...« Es schien, als wollte sie noch mehr
sagen, doch sie zögerte, nahm die Hand von seinem Bein und stellte
sich wieder neben Bloëdhgarm.
»Fliege gut, Bjartskular!«, riefen die
Elfen, als Saphira sich vom Boden abstieß und in die Luft
schnellte.
Während Saphira auf Dorn zuflog, ließ Eragon
seinen Geist mit ihrem verschmelzen und verband sich dann mit Arya,
die als Vermittlerin zwischen ihm und den Elfenmagiern fungierte.
So konnte Eragon sich auf die Gedanken von Arya und Saphira
konzentrieren, die ihm so vertraut waren, dass sie ihn während des
Kampfes nicht ablenken würden.
Er packte den Schild fest und zückte das
Krummschwert, das er hoch erhoben hielt, damit die Klinge nicht
versehentlich Saphiras auf- und abschwingende Flügel, den Hals oder
ihre Schultern traf, die ebenfalls ständig in Bewegung
waren. Zum Glück habe ich die Klinge
letzte Nacht noch mit Magie verstärkt, teilte er Saphira
und Arya mit.
Hoffen wir, dass der
Zauber hält, erwiderte der Drache.
Vergiss nicht, dich
möglichst nicht zu weit von uns zu entfernen, ermahnte
ihn Arya. Sonst wird es schwerer, die
Verbindung aufrechtzuerhalten.
Dorn machte keine Anstalten, Saphira
anzugreifen, während sie auf ihn zuflog. Stattdessen drehte er ab
und ließ sie auf seine Höhe aufsteigen. Dann umkreisten die Drachen
sich im Abstand von knapp fünfzig Yards. Sie schlugen mit den
zackenbesetzten Schwanzspitzen und zogen drohend die Lefzen
hoch.
Dorn ist
größer, sagte Saphira. Unsere
letzte Begegnung liegt kaum zwei Wochen zurück und seitdem ist er
bestimmt vier Fuß gewachsen, wenn nicht mehr.
Sie hatte recht. Dorn war vom Kopf bis zur
Schwanzspitze länger und seine Brust breiter als bei ihrem Kampf
über den Brennenden Steppen. Er war kaum älter als ein
Drachenjunges, aber schon fast so groß wie Saphira.
Widerwillig ließ Eragon den Blick vom
Drachen zu seinem Reiter wandern.
Murtagh war barhäuptig und sein langes
schwarzes Haar wehte hinter seinem Kopf wie eine glänzende Mähne.
Seine Züge waren hart, härter als Eragon es jemals gesehen hatte,
und ihm wurde klar, dass Murtagh diesmal keine Gnade walten lassen
würde. Seine Stimme dröhnte nicht mehr über das ganze Land, war
aber immer noch unnatürlich laut: »Du und Saphira habt uns großes
Leid zugefügt, Eragon. Galbatorix war außer sich vor Wut, weil wir
euch entkommen ließen. Nachdem ihr auch noch die Ra’zac getötet
hattet, erschlug er erst in seiner Raserei fünf Diener und ließ
dann seinen Zorn an Dorn und mir aus. Euretwegen haben wir
schreckliche Qualen durchlitten. Das werden wir nicht noch einmal.«
Murtagh hob den Arm, als wollte er Dorn vorpreschen lassen und
selbst einen magischen Angriff starten.
»Warte!«, rief Eragon. »Ich weiß, wie ihr
euch von dem Schwur, der euch an Galbatorix kettet, befreien
könnt!«
Über Murtaghs finsteres Gesicht huschte ein
Ausdruck verzweifelter Hoffnung. Er senkte Zar’roc ein wenig. Doch
dann verfinsterte sich sein Blick und er spuckte aus. »Ich glaube
dir nicht! Das ist unmöglich!«
»Es ist möglich! Lass es mich dir
erklären!«
Murtagh schien mit sich zu ringen, und
Eragon fürchtete schon, er würde ihn nicht anhören. Dorn schwang
den mächtigen Kopf zu seinem Reiter herum. Die beiden tauschten
sich aus. »Verflucht sollst du sein, Eragon!«, knurrte Murtagh und
legte sein Schwert quer über den Sattel. »Verflucht sollst du sein,
dass du uns damit köderst! Wir hatten uns bereits mit unserem Los
abgefunden, aber jetzt quälst du uns mit dem Gespenst einer
Hoffnung, die wir längst aufgegeben hatten. Sollte diese Hoffnung
trügerisch sein, Bruder, dann
schwöre ich, ich werde dir die rechte Hand abschlagen, bevor wir
dich zu Galbatorix bringen... Denn die brauchst du nicht für das,
was dich in Urû’baen erwartet.«
Eragon wollte ebenfalls eine Drohung
ausstoßen, aber er unterdrückte den Impuls und ließ das
Krummschwert sinken. »Galbatorix hat es dir bestimmt nicht erzählt,
aber als ich bei den Elfen war...«
Eragon!, rief
Arya. Verrate ihm nichts über
uns!
»...habe ich erfahren, dass wenn sich das
Wesen eines Menschen oder Drachen wandelt, sich auch sein wahrer
Name in der alten Sprache wandelt. Wer du bist, ist nicht für alle
Zeiten in Stein gemeißelt, Murtagh! Wenn du und Dorn euch im
Innersten eures Herzens ändert, sind eure Treuegelöbnisse nicht
mehr bindend und Galbatorix verliert seine Macht über euch!«
Der rote Drache glitt näher an Saphira
heran. »Warum hast du das nicht bei unserer letzten Begegnung
erwähnt?«, fragte Murtagh.
»Da war ich zu durcheinander.«
Dorn und Saphira trennten jetzt noch etwa
fünfzehn Yards. Der rote Drache fletschte nicht mehr die Zähne,
sondern kräuselte nur warnend die Oberlippe. In seinen funkelnden
roten Augen schimmerte eine tiefe Traurigkeit. Als würde er sich
von Saphira oder Eragon eine Antwort darauf erhoffen, warum er das
Licht der Welt erblickt hatte, nur um von Galbatorix versklavt und
für dessen finstere Absichten missbraucht zu werden. Dorn zog die
Nase kraus, während er Saphiras Geruch einsog. Sie schnupperte
ebenfalls und schob die Zunge vor, um von seinem Duft zu kosten.
Eragon und Saphira bekamen Mitleid mit dem jungen Drachen. Sie
wünschten, sie könnten direkt zu ihm sprechen, aber sie wagten es
nicht, ihm ihren Geist zu öffnen.
Aus dieser kurzen Distanz konnte Eragon
Murtaghs gespannte Halsmuskeln und die pulsierende Ader auf seiner
Stirn erkennen.
»Ich bin nicht böse!«, stieß Murtagh hervor.
»Ich habe das Beste aus mir gemacht, was angesichts der widrigen
Umstände möglich war. Ich bezweifle, dass du so wenig Schaden
genommen hättest, wenn unsere Mutter mich in Carvahall versteckt
und dich in Urû’baen
zurückgelassen hätte.«
»Vielleicht.«
Murtagh schlug sich mit der Faust auf den
Brustpanzer. »Genau! Und wie soll ich dann deinen Rat befolgen?
Wenn ich schon ein guter Mensch bin, wenn ich mich so tapfer
geschlagen habe, wie man es nur von mir erwarten konnte, wie soll
ich mich dann noch ändern? Indem ich schlechter werde, als ich
wirklich bin? Muss ich mich Galbatorix’ Finsternis erst ganz
hingeben, um mich anschließend davon befreien zu können? Das klingt
mir nach keiner vernünftigen Lösung! Wenn ich meine Persönlichkeit
in dieser Art veränderte, würde dir das Ergebnis sicher nicht
gefallen. Du würdest mich ebenso inbrünstig verfluchen, wie du im
Moment Galbatorix verfluchst!«
»Das mag sein«, erwiderte Eragon frustriert,
»aber du musst weder besser noch schlechter werden, als du bist,
nur anders. Es gibt viele grundverschiedene Menschen auf der Welt
und zahllose Möglichkeiten, sich ehrenhaft zu verhalten. Denk an
jemanden, den du bewunderst, der aber einen anderen Lebensweg
eingeschlagen hat als du, und richte dein Handeln danach aus. Es
kann eine Weile dauern, aber wenn der Wandel groß genug ist, kannst
du Galbatorix’ Fängen entkommen und das Imperium verlassen. Dann
könntest du dich mit Dorn den Varden anschließen und tun, was dir
beliebt.«
Was ist mit deinem
Schwur, Hrothgars Tod zu rächen?, warf Saphira ein.
Eragon ignorierte sie.
Murtagh lachte höhnisch. »Du verlangst also
von mir, jemand zu sein, der ich nicht bin. Wenn Dorn und ich uns
retten wollen, müssen wir unsere derzeitigen Charaktere zerstören.
Dein Heilmittel ist schlimmer als unser Leid!«
»Ich fordere dich nur auf zuzulassen,
innerlich zu wachsen, dich zu etwas anderem zu entwickeln, als du
heute bist. Ich weiß, es ist schwierig, aber die Menschen
entwickeln sich ständig weiter. Überwinde zum Beispiel den Zorn,
der in dir schwelt, und du kannst Galbatorix ein für alle Mal den
Rücken kehren.«
»Ich soll meinen Zorn überwinden?« Murtagh
lachte. »Das werde ich, wenn du deinen Zorn darüber vergisst, dass
das Imperium deinen Onkel ermordet und euern Hof dem Erdboden
gleichgemacht hat. Unser Zorn macht uns aus, Eragon. Ohne ihn wären
du und ich nur ein Festschmaus für die Maden! Trotzdem...« Murtagh
senkte die Lider und tippte auf Zar’rocs Parierstange. Die Muskeln
an seinem Hals entspannten sich, aber die Ader auf seiner Stirn
pochte weiter. »Der Gedanke ist verlockend, das gebe ich zu.
Vielleicht können wir gemeinsam daran arbeiten, wenn wir in
Urû’baen sind. Vorausgesetzt, der König erlaubt, dass wir uns
sehen. Natürlich könnte er uns auch für immer voneinander trennen.
Ich an seiner Stelle würde es tun.«
Eragon packte sein Schwert fester. »Du
scheinst davon auszugehen, dass wir dich in die Hauptstadt
begleiten.«
»Aber ja, das wirst du, Bruder.« Murtagh grinste schief. »Selbst wenn wir
es wollten, könnten Dorn und ich uns nicht auf der Stelle ändern.
Solange dies nicht geschieht, stehen wir unter Galbatorix’ Bann,
und er hat uns unmissverständlich befohlen, euch zu ihm zu bringen.
Keiner von uns beiden ist bereit, noch einmal bei ihm in Ungnade zu
fallen. Wir haben dich schon das letzte Mal besiegt. Es dürfte
nicht schwer sein, es wieder zu tun.«
Eine Flamme züngelte aus Saphiras Maul, und
Eragon musste sich zusammenreißen, um nicht ähnlich zornig zu
reagieren. Wenn er jetzt die Beherrschung verlor, wäre ein
Blutvergießen unvermeidlich. »Bitte, Murtagh, Dorn, wollt ihr nicht
wenigstens versuchen, meinen Vorschlag umzusetzen? Verspürt ihr
denn kein Verlangen, euch gegen Galbatorix zur Wehr zu setzen? Ihr
werdet eure Ketten niemals sprengen, wenn ihr nicht bereit seid,
ihm zu trotzen!«
»Du unterschätzt Galbatorix, Eragon«,
knurrte Murtagh. »Er erschafft sich seit über hundert Jahren
Namenssklaven und unser Vater war der erste. Glaubst du, Galbatorix
ist entgangen, dass der wahre Name eines Menschen sich im Laufe
seines Lebens wandelt? Er hat gewiss Vorsichtsmaßnahmen für diesen
Fall ergriffen. Selbst wenn sich mein wahrer Name genau in diesem
Moment ändern sollte - oder Dorns -, würde das vermutlich einen
Zauber auslösen, der Galbatorix warnt und uns zwingt, auf der
Stelle nach Urû’baen zurückzukehren, damit er uns erneut an sich
binden kann.«
»Aber nur wenn er eure neuen Namen
herausfände.«
»Er ist ein Meister dieser Praxis.« Murtagh
hob sein Schwert. »Wir werden später auf deinen Vorschlag
zurückkommen, aber erst nach sorgfältiger Prüfung und Vorbereitung.
Dorn und ich werden unsere Freiheit nicht zurückgewinnen, nur damit
Galbatorix sie uns sofort wieder entreißt.« Zar’rocs rote Klinge
blitzte hell auf. »Deshalb bleibt uns keine andere Wahl, als euch
nach Urû’baen zu bringen. Begleitet ihr uns freiwillig?«
Eragon konnte sich nicht länger beherrschen.
»Eher würde ich mir das Herz herausreißen.«
»Du solltest besser meine Herzen
herausreißen!«, gab Murtagh zurück, stieß Zar’roc in die Luft und
ließ einen wilden Schlachtruf folgen.
Dorn brüllte ebenfalls und stieg mit zwei
schnellen Flügelschlägen in die Höhe. Dabei kam er so nahe, dass
sein Kopf sich plötzlich über Saphiras Hals befand, bereit, sie mit
einem einzigen Biss außer Gefecht zu setzen.
Saphira gab ihm keine Gelegenheit dazu. Sie
schoss nach unten, legte den rechten Flügel an und drehte sich
blitzartig um die eigene Achse, sodass ihr Schwanz Dorns linken
Flügel traf und ihn an fünf Stellen brach. Die scharfen
Knochensplitter bohrten sich ihm in die Haut und blieben zwischen
den blitzenden Schuppen stecken. Dampfende Drachenbluttropfen
regneten auf Saphira und Eragon herab. Einer der Tropfen landete
auf Eragons Kettenhaube und lief ihm in den Nacken. Es brannte wie
heißes Öl. Er langte nach seinem Hals und versuchte, das Blut
wegzuwischen.
Dorns Gebrüll schlug in ein schmerzerfülltes
Wimmern um, als er sich nicht mehr in der Luft halten konnte und an
Saphira vorbei in die Tiefe trudelte.
Gut
gemacht!, rief Eragon Saphira zu, die sich wieder
aufgerichtet hatte.
Dann sah er, wie Murtagh einen kleinen
runden Gegenstand aus dem Gürtel zog und ihn auf Dorns Schulter
presste. Es war keine Magie zu spüren, aber der Gegenstand in
seiner Hand flammte auf und die gebrochenen Knochen in Dorns Flügel
rückten an ihren Platz zurück und verheilten, die zerrissenen
Muskeln und Sehnen fügten sich zusammen und schließlich glätteten
sich auch die Wunden auf Dorns zerfetzter Haut.
Wie hat er das
gemacht?, rief Eragon.
Er muss den Gegenstand
vorher mit einem Heilzauber versehen haben, erklärte
Arya.
An so etwas hätten wir
auch denken sollen.
Nachdem seine Wunden geheilt waren, fing
Dorn seinen Fall ab, wendete und kam mit wachsender Geschwindigkeit
auf Saphira zugeflogen. Er stieß einen langen dunkelroten
Feuerstrahl aus. Saphira tauchte darunter hinweg und stürzte sich
auf den gegnerischen Drachen. Sie schnappte nach seinem Hals, den
Dorn jedoch blitzschnell zurückzog, dann kratzte sie ihm mit den
Klauen über die Schultern und den Brustkorb und versetzte ihm mit
den Flügeln einen mächtigen Schlag. Der Rand ihrer rechten Schwinge
traf Murtagh, der halb aus dem Sattel rutschte. Doch er fing sich
wieder und schlug seinerseits nach Saphira. Seine Klinge fügte ihr
einen fast armlangen Schnitt in der Flügelhaut zu.
Fauchend trat sie mit den Hinterbeinen nach
dem roten Drachen, spie einen Feuerstrahl, der sich jedoch teilte
und an Dorns Flanken vorbeischoss, ohne irgendeinen Schaden
anzurichten.
Durch seine Verbindung mit Saphira spürte
Eragon den pochenden Schmerz ihrer Wunde und starrte auf den
blutigen Riss. Seine Gedanken überschlugen sich. Bei keinem anderen
Magier hätte Eragon es gewagt, mitten im Kampf einen Zauber zu
wirken, da sein Gegner sich in Lebensgefahr geglaubt und zu einem
verzweifelten magischen Gegenschlag von ungeheurer Wucht ausgeholt
hätte.
Mit Murtagh hingegen verhielt es sich
anders. Eragon wusste, dass Galbatorix seinem Handlanger befohlen
hatte, ihn und Saphira zu fangen, nicht zu töten. Ganz gleich, was ich tue, dachte
er, er wird nicht versuchen, mich
umzubringen. Also war es ungefährlich, Saphira zu heilen.
Und da erst wurde ihm klar, dass er im Ringen gegen Murtagh auf das
gesamte Arsenal seiner Zaubersprüche zurückgreifen konnte, weil
sein Feind nicht mit tödlicher Macht zurückschlagen würde.
Allerdings fragte er sich, warum Murtagh einen magischen Gegenstand
benutzt hatte, um Dorns Wunden zu heilen, statt es selbst zu
tun.
Vielleicht will er
seine Energie aufsparen, vermutete Saphira. Oder er will vermeiden, dir Angst zu machen. Es würde
Galbatorix sicher nicht erfreuen, wenn Murtagh dich in Panik
versetzt und du daraufhin Murtagh, Dorn oder gar dich selbst
umbringst. Vergiss nicht, das Ziel des Königs ist es, uns alle vier
unter seine Herrschaft zu zwingen. Tot würden wir ihm nichts
nützen.
Das muss der Grund
sein, stimmte Eragon ihr zu.
Als er sich anschickte, Saphiras Flügel zu
heilen, meldete sich Arya: Warte, tu das
nicht!
Was? Warum nicht?
Spürst du nicht Saphiras Schmerz?
Lass meine Brüder und
mich sie heilen. Das wird Murtagh verwirren und deine
Energiereserven schonen.
Bist du nicht zu weit
weg, um Saphira zu heilen?
Nicht wenn wir dreizehn
mit vereinten Kräften vorgehen. Und... Eragon? Wir raten dir, Murtagh nicht mit Magie zu
bekämpfen, es sei denn, er selbst attackiert dich auf diese Weise.
Er könnte stärker sein als du, selbst wenn wir dich mit all unserer
Energie unterstützen. Wir wissen es einfach nicht. Messe dich nur
mit ihm, wenn du keinen anderen Ausweg siehst.
Und wenn ich nicht
gegen ihn bestehen kann?
Dann fällt ganz
Alagaësia an Galbatorix.
Eragon nahm wahr, wie Arya sich
konzentrierte. Im nächsten Moment hörte der Schnitt in Saphiras
Flügel auf zu bluten, und die zerfetzten Enden der zarten
himmelblauen Haut fügten sich zusammen, ohne dass eine Narbe
zurückblieb. Saphiras Erleichterung war deutlich zu
spüren. Pass bitte besser auf, wenn du
kannst, Bjartskular, sagte Arya. Sie klang etwas
erschöpft. Dich zu heilen, war nicht
leicht.
Nach Saphiras Tritt war Dorn ins Schlingern
geraten und hatte an Höhe verloren. Der Drache hatte wohl
angenommen, dass Saphira ihn weiter in die Tiefe treiben wollte, wo
er ihren Angriffen schlechter hätte ausweichen können, weshalb er
eine Viertelmeile nach Westen geflüchtet war. Doch als er bemerkte,
dass Saphira ihm nicht folgte, stieg er wieder auf, bis er mehr als
tausend Fuß über ihr flog.
Dann legte Dorn die Flügel an und stürzte
sich auf sie. Flammen schossen aus seinem Maul, die
elfenbeinfarbenen Krallen hatte er ausgefahren und auf seinem
Rücken schwang Murtagh Zar’roc.
Eragon hätte beinahe sein Schwert fallen
lassen, als Saphira einen Flügel anzog und mit einer
schwindelerregenden Drehung zur Seite wegkippte. Im nächsten Moment
breitete sie den Flügel wieder aus und fing ihren Sturzflug ab. Er
konnte den Boden unter sich sehen, als er den Kopf nach hinten
drehte. Oder war der Boden über ihm? Er biss die Zähne zusammen und
konzentrierte sich darauf, sich im Sattel zu halten.
Dorn und Saphira prallten aufeinander.
Eragon hatte das Gefühl, als hätte sie einen Berg gerammt. Die
Wucht des Aufpralls schleuderte ihn nach vorn, und sein Helm
krachte gegen die Halszacke, die eine Delle in dem dicken Stahl
hinterließ. Benommen hing er im Sattel und verfolgte, wie die
Scheiben von Himmel und Erde durcheinanderwirbelten, bis er sie
nicht mehr unterscheiden konnte. Er spürte, wie Saphira erbebte,
als Dorn gegen ihren ungeschützten Bauch stieß. Er wünschte, sie
hätten Zeit gehabt, ihr die Rüstung anzulegen, die die Zwerge ihr
geschenkt hatten.
Ein rot glitzerndes Drachenbein schlang sich
um Saphiras Schulter und zerfetzte sie mit blutigen Krallen. Ohne
nachzudenken, drosch Eragon darauf ein, zertrümmerte Schuppen und
durchtrennte Sehnen. Drei Krallen erschlafften. Er schlug erneut
zu.
Fauchend ließ Dorn von Saphira ab. Er
krümmte den Hals, und Eragon hörte das Rauschen der Luft, als
Murtaghs Drache seine Lungen füllte. Eragon duckte sich und riss
den Arm vors Gesicht. Im nächsten Moment hüllte ein lodernder
Flammenball Saphira ein. Zwar konnte ihnen die Hitze des Feuers
wegen Eragons Schutzzaubern nichts anhaben, doch die Helligkeit
blendete sie.
Saphira wich nach links aus, weg von dem
grellen Feuer. Murtagh hatte unterdessen die Verletzung an Dorns
Bein geheilt und der Drache stürzte sich erneut auf Saphira. Die
beiden hieben mit ihren Klauen aufeinander ein, während sie in
mörderischem Tempo auf die grauen Zelte der Varden zuschossen. Es
gelang Saphira, die Zähne in den Hornkamm an Dorns Hinterkopf zu
schlagen, auch wenn die Knochenspitzen dabei ihre Zunge
durchbohrten. Dorn brüllte auf und zappelte wie ein Fisch am Haken,
um loszukommen, aber gegen Saphiras stählerne Kiefermuskeln war er
machtlos. Die beiden Drachen fielen Seite an Seite vom Himmel, wie
zwei aneinandergeschmiegte Blätter.
Eragon beugte sich vor und schlug zweimal
auf Murtaghs rechte Schulter ein. Er wollte ihn nicht töten,
sondern nur verletzen, um dem Kampf ein Ende zu bereiten. Anders
als bei ihrem Duell über den Brennenden Steppen war Eragon diesmal
ausgeruht und sein Schwertarm so schnell wie der eines Elfs -
Murtagh hatte keine Chance gegen ihn.
Doch Murtagh hob seinen Schild und parierte
Eragons Hieb.
Die Reaktion kam so unerwartet, dass Eragon
zögerte und nicht rechtzeitig zurückwich, als Murtagh zum
Gegenschlag ausholte. Die Klinge sang, als sie wie ein Blitz
herangesaust kam und Eragons Schulter streifte. Murtagh setzte
nach, zielte auf sein Handgelenk, und als Eragon Zar’roc abwehrte,
fuhr die Klinge unter seinen Schild. Sie durchdrang sein
Kettenhemd, das Wams und seinen Hosenbund und grub sich in Eragons
linken Hüftknochen.
Der Schock des Schmerzes traf Eragon wie ein
Schwall eiskaltes Wasser; gleichzeitig verlieh er seinen Gedanken
eine fast übernatürliche Klarheit und schickte einen Strom frischer
Kraft durch seine Glieder.
Während Murtagh sein Schwert zurückzog,
schrie Eragon auf und schlug nach ihm. Geschickt fing sein Gegner
das Krummschwert mit einer schnellen Drehung des Handgelenks ab.
Ein unheimliches Grinsen entstellte seine Züge. Eragon riss seine
Klinge zurück, täuschte einen Schlag gegen das rechte Knie seines
Widersachers an, ließ seine Waffe dann in die entgegengesetzte
Richtung schnellen und schlitzte Murtagh die Wange auf.
»Du hättest einen Helm aufsetzen sollen«,
knurrte er.
Inzwischen befanden sie sich nur noch ein
paar hundert Fuß über dem Erdboden, sodass Saphira Dorn freigeben
musste. Die beiden Drachen lösten sich voneinander, bevor Eragon
und Murtagh weitere Schwerthiebe austauschen konnten.
Während Saphira und Dorn emporstiegen und
sich ein Wettrennen zu einer schneeweißen Wolke über den Zelten der
Varden lieferten, langte Eragon unter das Wams und betastete die
Wunde an seiner Hüfte. Blut sickerte heraus und tränkte den Bund
seiner Hose.
Es bestürzte Eragon, von Zar’roc verletzt
worden zu sein, einem Schwert, das ihn in Momenten der Gefahr
niemals im Stich gelassen hatte und das er immer noch als seinen
rechtmäßigen Besitz betrachtete. Es war falsch, dass seine eigene Waffe gegen ihn
gerichtet wurde, eine Verkehrung der Dinge, gegen die sich sein
Instinkt auflehnte.
Saphira schwankte wegen eines Luftwirbels.
Eragon zuckte zusammen, als ihm erneut ein brennender Schmerz durch
die Seite fuhr. Zum Glück kämpfen wir nicht zu Fuß, dachte er, denn
seine Hüfte hätte sein Gewicht wohl kaum mehr tragen können.
Arya, fragte
er, willst du mich heilen, oder soll ich
es selbst tun und riskieren, dass Murtagh mich daran
hindert?
Wir heilen
dich, antwortete Arya. Vielleicht kannst du deinen Gegner überrumpeln, wenn er
glaubt, du seist noch verwundet.
Halt, warte.
Warum?
Ich muss dir erst die
Erlaubnis dazu geben, sonst wehren meine Zauberformeln dich
ab. Einen Moment suchte Eragon nach den richtigen Worten,
bis er schließlich in der alten Sprache flüsterte: »Ich öffne mich
der Magie von Arya, Tochter von Islanzadi.«
Wir sollten über diese
Schutzzauber reden, wenn du gerade nicht so abgelenkt bist. Was
würde wohl geschehen, wenn du das Bewusstsein verlieren würdest?
Wie sollten wir uns dann um dich kümmern?
Nachdem Murtagh uns auf
den Brennenden Steppen mit seiner Magie außer Gefecht gesetzt hat,
fand ich die Idee recht gut. Niemand soll uns mehr ohne unsere
Zustimmung mit einem Zauber belegen.
Das ist wohl richtig,
aber es gibt elegantere Lösungen als deine.
Eragon wand sich im Sattel, während die
Heilkraft der Elfen wirkte und seine Hüfte anfing zu kribbeln, als
wäre sie von Flohbissen übersät. Als das Jucken nachließ, fuhr er
mit der Hand unter das Wams und ertastete zu seiner Freude nur
glatte Haut.
Also
gut, sagte er und lockerte die Schultern. Lehren wir sie, unsere Namen zu fürchten!
Sie hatten die schneeweiße Wolke erreicht.
Saphira schwenkte nach links und flog in die Wolke, während Dorn
hektisch versuchte zu wenden. Einen Moment lang war alles kalt und
feucht und weiß, dann schoss Saphira auf der anderen Seite heraus,
nur wenige Fuß über Dorn und ein Stück hinter ihm.
Mit einem triumphierenden Brüllen stürzte
sie sich auf den roten Drachen, grub die Klauen tief in seine
Schenkel und zog ihm die Krallen über das Rückgrat. Ihr Kopf zuckte
vor, sie packte Dorns linken Flügel und biss zu. Mit einem scharfen
Knacken schnitten ihre rasiermesserscharfen Zähne durch Knochen und
Fleisch.
Dorn krümmte sich und brüllte. Eragon hatte
nicht gewusst, dass Drachen so schrecklich schreien konnten.
Ich habe
ihn, sagte Saphira. Ich könnte
ihm den Flügel ausreißen, aber das will ich nicht. Was auch immer
du vorhast, tue es, bevor wir zu tief sinken.
Murtaghs Gesicht war unter all dem Blut
leichenblass, als Eragon das Schwert auf ihn richtete. Die Klinge
erzitterte und ein seltsamer geistiger Strahl von ungeheurer Macht
drang in Eragons Bewusstsein. Die fremde Präsenz tastete nach
seinen Gedanken, um zuzupacken und sie Murtaghs Willen
unterzuordnen. Wie schon über den Brennenden Steppen fühlte es sich
an, als lauerten in Murtaghs Geist zahllose andere Wesen, die sich
als wirrer Chor von Stimmen über das Gewühl seiner Gedanken
legten.
Plötzlich kam Eragon die Idee, dass
vielleicht eine Gruppe von Zauberern seinem Gegner half, so wie die
Elfen ihm beistanden. Es war nicht leicht, doch es gelang ihm,
alles bis auf das Abbild Zar’rocs aus seinem Bewusstsein zu
verbannen. Er konzentrierte sich mit aller Macht auf das Schwert,
versank in die Stille der Meditation, damit der Gegner keinen Halt
in seinem Geist fand. Als Dorn plötzlich taumelte und Murtagh einen
Moment abgelenkt wurde, ging Eragon zu einem brutalen Gegenangriff
über und klammerte sich an das Bewusstsein des feindlichen
Drachenreiters.
Die beiden kämpften in grimmigem Schweigen,
während sie dem Boden entgegenstürzten; rangen nur in den Grenzen
ihres Geistes gegeneinander. Manchmal schien Eragon die Oberhand zu
gewinnen, dann wieder Murtagh, letztlich vermochte jedoch keiner
den anderen zu bezwingen. Eragon sah, wie sie sich rasend schnell
dem Erdboden näherten. Er begriff, dass dieser Kampf mit anderen
Mitteln entschieden werden musste.
Er senkte das Krummschwert, bis sich die
Waffe auf gleicher Höhe mit seinem Widersacher befand, und
schrie: »Letta!« Derselbe
Zauber, den Murtagh ihm beim letzten Duell entgegengeschleudert
hatte. Die Magie war simpel, nicht mehr als eine Formel, um ihm
unsichtbare Fesseln um Arme und Beine zu legen. Doch so konnten sie
ihre Kräfte messen und herausfinden, wer über die größere Energie
verfügte.
Murtagh schrie einen Gegenzauber, doch die
Worte gingen in Dorns Gebrüll und dem Heulen des Windes
unter.
Eragons Puls raste, während die Kraft aus
seinen Gliedern sickerte. Als er seine Reserven fast aufgebraucht
hatte und von der Anstrengung bereits geschwächt war, ließen
Saphira und die Elfen die Energie von ihren Körpern in seinen
strömen und hielten den Zauber für ihn aufrecht. Murtagh hatte
schon sehr siegessicher gewirkt, doch als sich Eragons Bindung um
ihn nicht lockerte, verdüsterte sich seine Miene und er fletschte
wütend die Zähne. Und während der ganzen Zeit belagerte jeder von
ihnen den Geist des anderen.
Eragon spürte, wie der Energiefluss, der von
Arya ausging, schwächer wurde, einmal, dann noch einmal, und
vermutete, dass zwei von Bloëdhgarms Elfenmagiern ohnmächtig
geworden waren. Murtagh kann unmöglich
noch viel länger durchhalten, dachte er und rang im
nächsten Moment verzweifelt darum, die Kontrolle über seinen Geist
wiederzuerlangen. Seine kurze Unaufmerksamkeit hatte dem Gegner
einen unverhofften Zugang zu seinem Bewusstsein eröffnet.
Die Energie, die von Arya und den anderen
Elfen zu Eragon floss, hatte sich mittlerweile halbiert und auch
Saphira zitterte vor Erschöpfung. Gerade als er fürchtete, dass
Murtagh die Oberhand behalten würde, stieß der einen gequälten
Schrei aus und eine schwere Last schien von Eragons Schultern
genommen zu werden, als der Widerstand seines Kontrahenten erlosch.
Murtagh schien fassungslos über Eragons Triumph.
Und was
jetzt?, fragte Eragon Arya und Saphira. Nehmen wir die beiden als Geiseln? Sind wir dazu in der
Lage?
Jetzt, gab
Saphira zurück, muss ich erst mal
fliegen. Sie ließ Dorn los, stieß sich von ihm ab und
fing mit einigen wuchtigen Flügelschlägen ihren Sturz ab. Eragon
sah an ihrer Schulter vorbei nach unten. Er hatte den Eindruck,
Pferde und sonnige Grasflächen rasten auf ihn zu; dann schien ein
Riese ihm einen Schlag zu versetzen und ihm wurde schwarz vor
Augen.
Als Eragon zu sich kam, sah er kaum eine
Handbreit vor seiner Nase Saphiras Halsschuppen. Sie glänzten wie
kobaltblaues Eis. Er spürte schwach, wie jemand aus weiter Ferne
verzweifelt nach seinem Geist tastete. Sobald er wieder völlig bei
Sinnen war, erkannte er, dass es Arya war. Löse den Zauber, Eragon!, sagte
sie. Wir werden alle sterben, wenn du ihn
aufrechterhältst! Beende ihn. Murtagh ist schon zu weit weg! Wach
auf, Eragon, sonst gleitest du ins Nichts!
Mit einem Ruck richtete er sich im Sattel
auf und bemerkte gerade so, dass Saphira auf dem Boden kauerte und
von König Orrins Reitern umringt war. Arya konnte er nirgends
sehen. Jetzt, wo er wieder hellwach war, spürte er, wie der Zauber,
den er gegen Murtagh gewirkt hatte, ihm immer mehr Energie entzog.
Ohne die Hilfe von Saphira, Arya und den anderen Elfen wäre er
längst gestorben.
Eragon entließ die Magie und sah sich dann
suchend nach Dorn und Murtagh um.
Dort. Saphira
deutete mit ihrer Schnauze nach Nordwesten. Tief am Himmel
entdeckte Eragon die funkelnde Silhouette des anderen Drachen. Er
flog stromaufwärts am Jiet entlang, floh zurück zu Galbatorix’
Streitmacht, die ein paar Meilen entfernt lagerte.
Wie?
Murtagh hat seinen
Drachen geheilt. Dorn hatte das Glück, auf einem Hügel zu landen.
Er ist den Hang hinuntergelaufen und hat sich in die Luft
geschwungen, bevor du das Bewusstsein wiedererlangt
hast.
Über das bergige Land schallte Murtaghs
durch Magie verstärkte Stimme. »Glaubt ja nicht, ihr hättet uns
besiegt, Eragon, Saphira! Wir sehen uns wieder, das verspreche ich.
Das nächste Mal werden Dorn und ich euch bezwingen, wir werden dann
noch stärker sein als heute!«
Eragon umklammerte Schild und Schwert so
fest, dass Blut aus seinen Fingernägeln quoll. Glaubst du, dass du ihn einholen kannst?
Das könnte ich, aber
auf so große Entfernung könnten die Elfen dir nicht helfen. Und ich
bezweifle stark, dass wir den Sieg ohne sie davontragen
würden.
Wir könnten
vielleicht... Eragon hielt inne und schlug sich
frustriert mit der Faust aufs Bein. Verdammt! Ich Dummkopf! Ich habe Aren vergessen. Wir
hätten auf die Energie in Broms Ring zurückgreifen können, um sie
zu besiegen!
Du hattest andere Dinge
im Kopf. Ein solcher Fehler hätte jedem unterlaufen
können.
Mag sein, aber ich
wünschte trotzdem, dass ich früher an Aren gedacht hätte. Wir
könnten den Ring immer noch nutzen, um Dorn und Murtagh zu
erwischen.
Und was
dann?, erkundigte sich Saphira. Wie sollen wir sie gefangen nehmen? Willst du sie unter
Drogen setzen, so wie Durza es mit dir in Gil’ead gemacht hast?
Oder willst du die beiden einfach nur töten?
Das weiß ich nicht! Wir
könnten ihnen helfen, ihre wahren Namen zu ändern und sich so aus
der Knechtschaft zu befreien. Sie einfach ziehen zu lassen, ist zu
gefährlich.
Theoretisch hast du
recht, Eragon, mischte sich Arya ein. Aber du bist genauso erschöpft wie Saphira, und mir ist
es lieber, wenn Dorn und Murtagh entkommen, als dass wir euch beide
verlieren, weil ihr nicht bei Kräften seid.
Aber...
Aber wir haben keine
Möglichkeit, einen Drachen und seinen Reiter über längere Zeit
sicher zu verwahren. Und Dorn und Murtagh zu töten, dürfte nicht so
einfach sein, wie du es dir vorstellst, Eragon. Sei dankbar, dass
wir sie in die Flucht geschlagen haben. Wir würden es wieder tun,
sollten sie es noch einmal wagen, uns anzugreifen. Das muss dir
genügen. Mit diesen Worten zog sich Arya aus seinem Geist
zurück.
Eragon blickte Dorn und Murtagh nach, bis
sie nicht mehr zu sehen waren, dann seufzte er und streichelte
Saphiras Hals. Ich könnte jetzt vierzehn
Tage lang durchschlafen.
Ich auch.
Du kannst stolz auf
dich sein. Du hast Dorn nahezu jedes Mal ausmanövriert.
Ja, das habe ich wohl,
hm? Sie putzte sich genüsslich. Aber es war kein fairer Kampf. Dorn besitzt längst nicht
meine Erfahrung.
Und auch nicht dein
Talent, denke ich.
Saphira drehte den Kopf und fuhr ihm mit der
Zunge über den rechten Oberarm, dass das Kettenhemd rasselte. Ihre
Augen glänzten.
Eragon raffte sich zu einem schwachen
Lächeln auf. Ich hätte es mir zwar denken
können, aber ich bin immer noch verblüfft, dass Murtagh ebenso
schnell mit dem Schwert war wie ich. Zweifellos lag das an
Galbatorix’ Magie.
Warum konnten deine
Schutzzauber eigentlich Zar’roc nicht abwehren? Sie haben dich doch
vor weit schlimmeren Schlägen geschützt, als wir gegen die Ra’zac
kämpften.
Das weiß ich nicht
genau. Murtagh oder Galbatorix müssen einen Zauber ersonnen haben,
gegen den ich mich nicht geschützt habe. Oder aber es liegt daran,
dass Zar’roc das Schwert eines Drachenreiters ist, denn wie Glaedr
sagte...
...die Schwerter, die
Rhunön geschmiedet hat, zeichnen sich dadurch aus, dass
sie...
...Schutzzauber aller
Art durchdringen und...
...nur sehr
selten...
…durch Magie
beeinflusst werden können. Genau. Eragon betrachtete
erschöpft die Flecken von Drachenblut auf seinem
Schwert. Wann werden wir endlich unsere
Feinde allein besiegen können? Es wäre mir nie gelungen, Durza zu
töten, wenn Arya den Sternsaphir nicht gesprengt hätte. Und diesmal
konnten wir uns nur mithilfe von Arya und den zwölf Elfenmagiern
gegen Dorn und Murtagh behaupten.
Wir müssen stärker
werden.
Schon, aber wie? Woher
rührt Galbatorix’ Kraft? Hat er einen Weg gefunden, Energie aus den
Körpern seiner Sklaven zu saugen, selbst wenn er Hunderte von
Meilen von ihnen entfernt ist? Verdammt! Ich weiß es einfach
nicht!
Ein Schweißtropfen lief ihm von der Stirn
ins Auge. Er wischte ihn mit der Hand weg und blinzelte. Dann fiel
sein Blick auf die Reiter, die Saphira und ihn
umringten. Was tun die hier? Er
sah sich um und stellte fest, dass Saphira nahe der Stelle gelandet
war, wo König Orrin die feindlichen Soldaten abgefangen hatte. Ein
Stück links von ihm rannten Hunderte von Männern, Urgals und
Pferden panisch durcheinander. Gelegentlich drang das Klirren von
Schwertern und der Schrei eines Verwundeten durch den Lärm,
begleitet von verrücktem Gelächter.
Ich glaube, sie sollen
uns beschützen, erklärte Saphira.
Uns? Vor wem? Warum
haben sie die Soldaten nicht schon längst getötet?
Wo...? Eragon verzichtete darauf, die Frage zu stellen,
als Arya, Bloëdhgarm und vier weitere Elfen vom Lager her auf
Saphira zuliefen. Eragon hob grüßend die Hand. »Arya!«, rief er.
»Was ist passiert? Offenbar hat hier niemand das Kommando!«
Zu Eragons Bestürzung rang Arya so nach
Luft, dass sie eine Weile nicht antworten konnte. »Die Soldaten
haben sich als weit gefährlicher erwiesen, als wir angenommen
haben«, keuchte sie schließlich. »Wir wissen nicht, warum. Die Du
Vrangr Gata haben nur unzusammenhängende Wortfetzen von Orrins
Zauberern aufschnappen können.« Arya kam allmählich zu Atem und
machte sich daran, Saphiras Wunden zu untersuchen.
Bevor Eragon weiterfragen konnte, übertönte
erregtes Gebrüll aus dem Gewirr von Kriegern alle anderen
Kampfgeräusche. »Zurück, alle zurück!«, hörte er König Orrin
schreien. »Bogenschützen, Stellung halten! Verflucht, keiner rührt
sich! Wir haben ihn!«
Saphira hatte denselben Gedanken wie Eragon.
Sie stieß sich vom Boden ab und sprang mit einem gewaltigen Satz
über den Kreis aus Reitern, deren Pferde scheuten und durchgingen,
und trampelte über das von Leichen übersäte Schlachtfeld in die
Richtung, aus der König Orrins Stimme kam. Dabei fegte sie Menschen
und Urgals beiseite, als wären es Grashalme. Die sechs Elfen
rannten neben ihr her, die Schwerter gezückt und die Bogen
schussbereit in den Händen.
Orrin saß auf seinem Schlachtross an der
Spitze der dicht gedrängten Krieger und starrte einen einzelnen
Soldaten knapp vierzig Fuß von ihm entfernt an. Das Gesicht des
Königs war gerötet, die Augen hatte er weit aufgerissen und seine
Rüstung war blutverschmiert und dreckig. Am linken Arm hatte er
eine Stichwunde davongetragen, und der abgebrochene Schaft eines
Speeres ragte ein Stück aus seinem linken Oberschenkel. Als er
Saphira bemerkte, zeichnete sich Erleichterung auf seinen Zügen
ab.
»Gut, sehr gut, da seid ihr ja«, murmelte
er, während Saphira vor sein Streitross trat. »Wir hätten dich
brauchen können, Saphira, und auch dich, Schattentöter.« Einer der
Bogenschützen trat ein Stück vor, doch Orrin winkte ihn mit dem
Schwert zurück. »Halt! Ich schlage jedem den Kopf ab, der nicht
bleibt, wo er ist! Das schwöre ich bei Angvards Krone!« Dann
starrte er wieder wütend auf den einzelnen Soldaten.
Eragon folgte seinem Blick. Der Mann war
mittelgroß, ein purpurnes Geburtsmal leuchtete an seinem Hals, und
das schweißnasse braune Haar klebte ihm am Schädel, platt gedrückt
von dem Helm, den er verloren hatte. Sein Schild war zersplittert,
das Schwert, von dessen Klinge eine Handbreit abgebrochen war, von
Kerben übersät. Die Hose des Mannes war schlammig und aus einer
tiefen Wunde zwischen seinen Rippen quoll Blut. In seinem rechten
Fuß steckte ein Pfeil mit weißen Schwanenfedern, dessen Schaft zu
drei Vierteln in den hart getretenen Lehm eingedrungen war und ihn
am Boden festnagelte. Aus der Kehle des Mannes drang ein
schreckliches gurgelndes Lachen. Es schwoll in einer trunkenen
Kadenz an und ab und wurde immer schriller, als wollte der Soldat
jeden Moment vor Entsetzen kreischen.
»Was bist du?«, schrie König Orrin. Als der
Mann nicht sofort antwortete, stieß der König einen Fluch aus.
»Antworte!«, drohte er, »oder ich lasse meine Magier auf dich los!
Bist du Mensch, Bestie oder irgendein verfluchter Dämon? In welcher
Mistgrube hat Galbatorix dich und deine Kameraden gefunden? Bist du
mit den Ra’zac verwandt?«
Die letzte Frage durchbohrte Eragon wie ein
Pfeil; er straffte sich mit einem Ruck und seine Sinne waren
plötzlich hellwach.
Das wahnsinnige Gelächter verstummte einen
Herzschlag lang. »Mensch. Ich bin ein Mensch.«
»Ich kenne keine Menschen wie dich!«
»Ich wollte die Zukunft meiner Familie
sichern. Ist dir das so fremd, Surdaner?«
»Sprich nicht in Rätseln, du doppelzüngiger
Schuft! Sag mir, wie du zu dem wurdest, was du bist, und antworte
aufrichtig, sonst lasse ich dir kochendes Blei in den Schlund
gießen. Wir werden schon sehen, wie dir das gefällt!«
Das irre Kichern steigerte sich. »Du kannst
mir keine Schmerzen zufügen, Surdaner. Niemand vermag das. Der
König selbst hat dafür gesorgt! Im Gegenzug werden unsere Familien
glücklich und zufrieden sein bis an ihr Lebensende. Du kannst dich
vor uns verstecken, aber wir werden niemals aufhören, dich zu
verfolgen, auch dann nicht, wenn gewöhnliche Männer vor Erschöpfung
tot umfallen würden. Du kannst uns bekämpfen, gewiss, aber wir
werden dir nach dem Leben trachten, solange wir noch einen Arm
haben, der ein Schwert zu führen vermag. Du kannst dich uns nicht
einmal ergeben, denn wir machen keine Gefangenen. Dir bleibt nur
eines: zu sterben, damit dieses Land wieder Frieden findet.«
Mit einer grauenvollen Grimasse umfasste der
Soldat mit der zerfetzten Schildhand den Pfeilschaft und riss ihn,
mit dem schmatzenden Geräusch von reißendem Gewebe, aus seinem Fuß.
An der Pfeilspitze klebten blutrote Fleischklumpen. Er schüttelte
den Pfeil drohend und schleuderte ihn auf einen der Bogenschützen,
der von der Pfeilspitze an der Hand geritzt wurde. Der Soldat
lachte noch lauter, als er erneut angriff, den verletzten Fuß
hinter sich herziehend. Er hob das Schwert zum Schlag.
»Erschießt ihn!«, blaffte Orrin.
Bogensehnen schwirrten wie schlecht
gestimmte Lauten, dann fegte eine Wolke aus Pfeilen auf den
Soldaten zu und traf ihn in die Brust. Zwei Pfeile prallten von dem
gepanzerten Wams ab, die anderen gruben sich in seinen Brustkorb.
Sein Gelächter wurde zu einem gurgelnden Glucksen, als Blut in
seine Lungen sickerte, aber er schleppte sich weiter, wobei sich
das Gras unter ihm leuchtend rot färbte. Die Bogenschützen feuerten
erneut; Pfeile schienen aus Armen und Schultern des Soldaten zu
sprießen, doch sie konnten ihn nicht aufhalten. Ein weiterer
Pfeilhagel folgte. Der Soldat stolperte und stürzte zu Boden, als
die Geschosse seine linke Kniescheibe zertrümmerten, beide
Oberschenkel durchbohrten und ein Pfeil schließlich das Geburtsmal
traf, den Hals glatt durchschlug und in einem Sprühnebel aus Blut
weiter über das Schlachtfeld flog. Doch der Soldat weigerte sich
immer noch zu sterben. Er kroch weiter, zog sich mit den Armen
vorwärts, grinste und kicherte, als wäre das alles ein makabrer
Witz, den nur er zu schätzen wusste.
Eragon überlief es bei dieser Szene
eiskalt.
König Orrin fluchte unbeherrscht und der
Drachenreiter nahm einen Anflug von Hysterie in seiner Stimme wahr.
Orrin schwang sich von seinem Streitross, warf Schwert und Schild
achtlos in den Schlamm und winkte den nächststehenden Urgal heran.
»Her mit der Axt!« Der grauhäutige Urgal zögerte zunächst
verblüfft, reichte dem König dann jedoch die Waffe.
König Orrin humpelte zu dem Soldaten, riss
die schwere Streitaxt mit beiden Händen hoch und schlug dem Feind
mit einem einzigen Streich den Kopf von den Schultern.
Das Kichern erstarb.
Die Augen im Schädel des Soldaten verdrehten
sich, der Mund zuckte, dann rührte er sich nicht mehr.
Orrin packte den Kopf an den Haaren und hob
ihn hoch, damit alle ihn sehen konnten. »Man kann sie also doch
töten!«, erklärte er. »Sagt allen, dass man diese abscheulichen
Kreaturen nur aufhalten kann, indem man sie enthauptet, ihnen den
Schädel mit einer Keule einschlägt oder ihnen aus sicherer
Entfernung einen Pfeil ins Auge schießt... Grauzahn, wo steckst
du?« Ein stämmiger Reiter mittleren Alters trieb sein Pferd an.
Orrin warf ihm den Schädel zu, den der Mann auffing. »Steck den auf
eine Lanzenspitze und stell sie vor dem Nordtor des Lagers auf.
Nein, spieß alle ihre Köpfe
auf! Mögen sie Galbatorix als Botschaft dienen, dass wir seine
hinterhältigen Tricks nicht fürchten und am Ende trotzdem siegen
werden!« Dann schritt Orrin zu seinem Streitross zurück, drückte
unterwegs dem Urgal die Streitaxt wieder in die Hand und hob seine
eigenen Waffen aus dem Dreck auf.
Einige Schritte entfernt entdeckte Eragon in
einer Gruppe von Kull Nar Garzhvog. Saphira näherte sich ihnen.
»Waren alle Soldaten... so?«, erkundigte er sich, nachdem er und
Garzhvog sich mit einem Nicken begrüßt hatten, und deutete auf den
mit Pfeilen gespickten Leichnam.
»Alles Männer ohne Schmerz. Man schlägt sie
nieder, hält sie für tot, kehrt ihnen den Rücken zu und sie
schneiden einem die Kniekehlen auf.« Garzhvogs Miene verfinsterte
sich. »Ich habe heute viele Gehörnte verloren. Wir haben schon
gegen Scharen von Menschen gekämpft, Feuerschwert, aber noch nie
gegen lachende Leichen. Das ist widernatürlich. Wir fürchten, sie
sind von hornlosen Geistern besessen und die Götter selbst haben
sich von uns abgewendet.«
»Unsinn«, schnaubte Eragon verächtlich. »Das
ist nur eine Hexerei von Galbatorix. Wir werden sehr bald einen Weg
finden, wie wir uns dagegen wehren können.« Trotz seiner zur Schau
getragenen Zuversicht beunruhigte Eragon die Vorstellung, gegen
einen Feind zu kämpfen, der keine Schmerzen kannte, genauso wie die
Urgals. Garzhvogs Bemerkung ließ ihn zudem vermuten, dass Nasuada
große Schwierigkeiten haben würde, die Moral der Truppen
aufrechtzuerhalten, wenn sich die Kunde erst mal unter ihren
Kriegern verbreitet hatte.
Varden und Urgals bargen die gefallenen
Kameraden, nahmen den Toten die Ausrüstung ab, die noch zu
gebrauchen war, köpften die Feinde und stapelten ihre verstümmelten
Körper aufeinander, um sie zu verbrennen. Eragon, Saphira und König
Orrin kehrten derweil, begleitet von Arya und den anderen Elfen,
ins Lager zurück.
Unterwegs bot Eragon Orrin an, sich um sein
Bein zu kümmern, doch der König lehnte ab. »Ich habe meine eigenen
Heiler, Schattentöter.«
Nasuada und Jörmundur warteten bereits am
Nordtor auf sie. »Was ist schiefgelaufen?«, fragte die Anführerin
der Varden Orrin.
Eragon schloss die Augen, als Orrin den
Angriff auf die Soldaten schilderte, der zunächst gut zu verlaufen
schien. Die Reiter waren durch ihre Schlachtreihen geprescht und
hatten, wie sie glaubten, tödliche Schläge ausgeteilt und dabei nur
einen einzigen Mann verloren. Als sie die verbliebenen Soldaten
angriffen, hatten sich jedoch viele der Gefallenen wieder erhoben
und weitergekämpft. Orrin schüttelte sich. »Da haben wir den Mut
verloren. Das wäre jedem so gegangen. Wir wussten nicht, ob die
Soldaten unbesiegbar oder überhaupt Menschen waren. Einem Feind,
der auf dich zustürmt, obwohl ihm ein Schenkelknochen aus der Wade
ragt, ein Speer im Bauch steckt oder das halbe Gesicht
weggeschlagen wurde - und der dich dann auch noch auslacht -,
halten nur wenige Männer stand. Meine Reiter sind in Panik
verfallen. Sie haben die Formation aufgelöst. In dem folgenden
Chaos kam es zu einem schrecklichen Gemetzel. Als die Urgals und
Eure Krieger, Nasuada, uns erreichten, verfielen sie ebenfalls
diesem Wahnsinn.« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe so etwas noch
nie erlebt, nicht einmal auf den Brennenden Steppen.«
Nasuada war unter ihrer dunklen Haut
sichtlich erbleicht. Sie sah Eragon an, dann Arya. »Wie konnte
Galbatorix so etwas bewirken?«
Die Elfe antwortete: »Indem er das
menschliche Schmerzempfinden nahezu völlig blockiert. Er lässt nur
gerade genug Wahrnehmung übrig, damit die Soldaten wissen, wo sie
sind und was sie tun, nicht jedoch so viel, dass Schmerzen sie
außer Gefecht setzen können. Ein solcher Zauber erfordert nur wenig
Energie.«
Nasuada leckte sich die Lippen. »Wisst Ihr
schon, wie viele Männer wir verloren haben?«, wandte sie sich an
Orrin.
Der König krümmte sich, als ein krampfhafter
Schauer ihn überlief, drückte eine Hand auf das verwundete Bein und
knirschte mit den Zähnen. »Dreihundert Soldaten gegen... wie groß
war die Streitmacht, die Ihr ausgeschickt habt?«
»Zweihundert Schwertkämpfer, hundert
Speerträger, fünfzig Bogenschützen.«
»Dazu die Urgals und meine Kavallerie...
Sagen wir, um die tausend Mann. Gegen dreihundert Fußsoldaten und
das auf freiem Feld. Wir haben die Soldaten bis auf den letzten
Mann niedergemetzelt. Doch unsere eigenen Verluste...« Der König
schüttelte den Kopf. »Genau kann ich das erst sagen, wenn wir die
Toten gezählt haben. Ich hatte jedenfalls den Eindruck, dass mehr
als drei Viertel Eurer Schwertkämpfer gefallen sind, noch mehr von
den Speerträgern und etliche Bogenschützen. Von meinen Reitern
haben ebenfalls nur wenige überlebt: fünfzig, höchstens siebzig.
Viele der Gefallenen waren meine Freunde. Vielleicht sind hundert
oder gar hundertfünfzig Urgals tot. Unsere Verluste insgesamt,
fragt Ihr? Fünf- bis sechshundert Tote sind zu beklagen und die
meisten Überlebenden verwundet. Ich weiß es nicht... Ich weiß es
nicht. Ich weiß...« Orrins Kiefer erschlaffte, er sackte zusammen
und wäre vom Pferd gefallen, wäre Arya nicht blitzschnell
vorgesprungen und hätte ihn aufgefangen.
Mit einem Fingerschnippen rief Nasuada zwei
Varden herbei, denen sie auftrug, Orrin in seinen Pavillon zu
tragen und die Heiler des Königs zu holen.
»Wir haben eine schwere Niederlage erlitten,
obwohl wir die Soldaten bis auf den letzten Mann ausgelöscht
haben«, stieß Nasuada grimmig hervor. Sie presste die Lippen
aufeinander, ein Ausdruck von Trauer und Verzweiflung in ihren
Zügen. Ungeweinte Tränen schimmerten in ihren Augen. Dann straffte
sie sich und musterte Eragon und Saphira mit stählernem Blick. »Wie
ist es euch beiden ergangen?« Sie lauschte regungslos, während der
Drachenreiter ihr die Begegnung mit Murtagh und Dorn schilderte.
Als er fertig war, nickte sie. »Dass du ihren Klauen unversehrt
entrinnst, war alles, was wir zu hoffen gewagt haben. Du hast
jedoch viel mehr vollbracht. Du hast bewiesen, dass Galbatorix
seinem Schergen nur begrenzte Macht verliehen hat und wir unsere
Hoffnungen, ihn zu besiegen, nicht begraben müssen. Hätten dir mehr
Magier zur Seite gestanden, wäre Murtagh dir hilflos ausgeliefert
gewesen. Deshalb wird er es schwerlich riskieren, es mit Königin
Islanzadis Streitmacht allein aufzunehmen. Und ich bin überzeugt,
wenn wir dir genug Magier zur Seite stellen, können wir Murtagh und
Dorn töten, falls sie noch einmal versuchen sollten, euch zu
entführen.«
»Du willst sie also nicht gefangen nehmen?«,
erkundigte er sich.
»Ich will so viele Dinge, nur fürchte ich,
die wenigsten davon werden in Erfüllung gehen. Selbst wenn Murtagh
und Dorn nicht versuchen, dich zu töten, müssen wir sie ohne Zögern
erledigen, wenn wir die Gelegenheit dazu erhalten. Oder siehst du
das anders?«
»...Nein.«
Nasuada wandte sich an Arya. »Wurde einer
von deinen Magiern während des Gefechts getötet?«
»Einige haben das Bewusstsein verloren, aber
sie haben sich alle erholt.«
Nasuada atmete einmal tief durch und starrte
blicklos nach Norden. »Eragon, geh zu Trianna. Ich will, dass die
Du Vrangr Gata einen Weg finden, einen Zauber wie den von
Galbatorix zu wirken. So widerwärtig es ist, uns bleibt keine Wahl,
als uns wie Galbatorix dieser Hexerei zu bedienen. Wir können es
uns nicht leisten, es nicht zu tun. Natürlich werden wir uns nicht
alle von jeglichem Schmerzempfinden befreien lassen, da wir uns
sonst viel zu leicht verletzen würden, aber wir sollten über einige
Hundert Schwertkämpfer verfügen, denen körperliches Leid nichts
anhaben kann. Freiwillige, versteht sich.«
»Lehnsherrin.«
»So viele Tote.« Nasuada knetete die Zügel
in den Händen. »Wir sind schon viel zu lange an einem Ort
geblieben. Es wird Zeit, dass wir das Imperium wieder in die
Defensive drängen.« Sie grub Donnerkeil die Sporen in die Flanken
und trieb ihn weg vom Ort des Gemetzels vor dem Lager. Das
Streitross warf den Kopf hoch und kaute erregt auf der Trense.
»Dein Cousin, Eragon, hat mich gebeten, ihn an dem heutigen Kampf
teilnehmen zu lassen. Ich habe mich wegen seiner bevorstehenden
Vermählung geweigert. Es hat ihm ganz und gar nicht gefallen. Seine
Braut dagegen dürfte das wohl anders sehen. Tust du mir den
Gefallen und benachrichtigst mich, falls sie die Zeremonie heute
noch abhalten wollen? Nach all dem Blutvergießen würde es die
Varden sicherlich aufmuntern, eine Hochzeit zu feiern.«
»Ich verständige dich, sobald ich es
herausgefunden habe.«
»Danke. Du kannst jetzt gehen,
Eragon.«
Nachdem sie Nasuada verlassen hatten,
suchten Eragon und Saphira als Erstes die Elfen auf, die während
ihres Kampfes mit Murtagh und Dorn das Bewusstsein verloren hatten.
Sie dankten ihnen und ihren Gefährten für ihren Beistand. Danach
kümmerten sich Eragon, Arya und Bloëdhgarm um die Wunden, die Dorn
Saphira zugefügt hatte, heilten Schnitte und Kratzer und versorgten
auch einige der größeren Prellungen. Als sie fertig waren, berührte
Eragon Trianna mit seinem Geist und richtete ihr Nasuadas
Anweisungen aus.
Erst dann gingen Saphira und er zu Roran.
Bloëdhgarm und seine Elfen begleiteten ihn; Arya hatte andere
Aufgaben zu erledigen.
Roran und Katrina stritten erregt flüsternd
hinter Horsts Zelt. Sie verstummten, als Eragon und Saphira sich
ihnen näherten. Katrina verschränkte die Arme und wandte sich von
Roran ab, der wütend den Hammer in seinen Gurt schob und mit dem
Stiefelabsatz gegen einen Stein trat.
Eragon wartete einen Augenblick, in der
Hoffnung, den Grund für ihren Zwist zu erfahren, aber stattdessen
sagte Katrina: »Ist einer von euch verwundet?« Ihr Blick flog von
Eragon zu Saphira und zurück.
»Nicht mehr.«
»Das ist so... merkwürdig. Wir haben in
Carvahall Geschichten über Magie gehört, aber ich habe ihnen nie
Glauben geschenkt. Sie erschienen mir so... fantastisch. Aber
hier... hier laufen überall Zauberer herum... Hast du Murtagh und
Dorn schwer verletzt? Sind sie deshalb geflohen?«
»Wir haben sie zwar vertrieben, konnten
ihnen aber keine bleibenden Schäden zufügen.« Eragon wartete, doch
als weder Roran noch Katrina etwas sagten, erkundigte er sich, ob
sie nach wie vor an diesem Tag heiraten wollten. »Nasuada schlägt
zwar vor, eure Heiratspläne wie geplant durchzuziehen, aber
vielleicht wäre es besser, etwas zu warten. Die Toten müssen
bestattet werden und es gibt vieles zu erledigen. Der morgige Tag
wäre gewiss... angemessener.«
»Nein.« Roran trat wieder gegen den Stein,
diesmal mit der Stiefelspitze. »Das Imperium kann jeden Moment
erneut angreifen. Morgen ist es vielleicht schon zu spät. Wenn...
wenn ich sterbe, bevor wir verheiratet sind, was soll dann aus
Katrina und unserem...?« Er verstummte errötend.
Katrina wandte sich an Roran und nahm
zärtlich seine Hand. »Außerdem«, meinte sie, »sind die Speisen
bereitet, alles ist geschmückt und unsere Freunde haben sich für
die Zeremonie versammelt. Jammerschade, wenn all diese
Vorbereitungen umsonst wären.« Sie streichelte Rorans Bart. Er
lächelte sie an und schlang den Arm um ihre Taille.
Ich verstehe nicht
einmal die Hälfte von dem, was zwischen den beiden
vorgeht, beschwerte sich Eragon bei Saphira. Laut sagte
er: »Und wann soll die Vermählung stattfinden?«
»In einer Stunde«, erwiderte Roran.